Vor ein paar Tagen machte die Nachricht von einem Unglück die Runde, das in Portugal sechs Menschenleben gefordert hat. Eine Gruppe Studenten wollte am Strand von Setúbal südlich von Lissabon übernachten, als sie von einer sogenannten Monsterwelle überrascht wurde, die sich offenbar plötzlich wie aus dem Nichts gebildet hatte und alle sieben Personen ins Meer riß. Nur eine Person überlebte, fünf werden noch vermißt.
http://www.sueddeutsche.de/panorama/tragis...antik-1.1844550
http://www.sueddeutsche.de/news/service/un...rmisste-1586256
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/m...n-a-851324.html
http://www.rundschau-online.de/aus-aller-w...0,25647426.html
Diese traurige Meldung hat mich an ein lange zurückliegendes Erlebnis erinnert, das mir am 1986-08-02 während eines Tramp-Urlaubs in Spanien widerfahren ist, und das sich möglicherweise auch auf eine solche Monsterwelle zurückführen läßt - sicher bin ich mir da aber bis heute nicht. Da ich damals fotografiert habe, habe ich unbeabsichtigterweise etwas festgehalten, das möglicherweise dokumentarisch interessant ist - und mich deshalb entschlossen, es hier mal einzustellen, obwohl es sich um einen reinen Schnappschuß ohne jeglichen technischen oder gar kompositorischen Wert handelt.
Ich stand damals an einem sonnigen und leicht windigen Nachmittag in der Nähe von Noja, Kantabrien, auf einer Klippe an der biskaischen Steilküste und genoß den Ausblick, als sich eine Formation aus drei Wellen bildete, die nicht mehr oder weniger parallel wie sonst auf die Küstenlinie traf, sondern sich im Winkel näherte. Die erste dieser Wellenfronten brach sich an der gegenüberliegenden Klippe einer benachbarten Bucht und, und da sie deutlich höher war, als die bisher von mir an diesem Nachmittag beobachteten Wellen, war sie mir - zu diesem Zeitpunkt noch absolut nichtsahnend - einen Schnappschuß wert:
Weiter entfernt lassen sich hier bereits die beiden anderen Wellenfronten erahnen.
Die Ausläufer dieser Welle erreichten auch die Klippe, auf der ich stand, aber schwach genug, um mich nicht auf den Auslöser drücken zu lassen. Das Hochplateau war bis zu diesem Zeitpunkt trocken, so daß ich völlig unvorbereitet war, als einige Momente später die zweite Wellenfront mit solcher Wucht die Klippe traf, daß die Gischt meterhoch über den Rand hinaus in den Himmel schoß, um dann auf mich niederzuprasseln, als würden mehrere Badewannen voll Wasser über mir ausgegossen.
Während ich vor diesem "Vorhang" aus Wasser zurückwich, konnte ich noch die beiden folgenden Aufnahmen schießen:
In Sekundenbruchteilen war ich bis auf die Knochen durchnäßt.
Ob die folgende Aufnahme erst nach der dritten Wellenfront oder schon nach der zweiten entstand, vermag ich nach all den Jahren nicht mehr mit Sicherheit zu sagen. Ohne, daß ich das zu diesem Zeitpunkt schon wußte, die ebenfalls "abgesoffene" Kamera war bereits hinüber, und nach dieser letzten Aufnahme blieben alle weiteren nur noch schwarz...
Naß wie ein Pudel blieb ich noch eine Weile vor Ort, aber diese Wellenformation blieb über den Beobachtungszeitraum hinweg die einzige, die auch nur ansatzweise diese Höhe erreichte, fast so, als ob es diese eine Welle darauf abgesehen hätte, speziell mir einen Streich zu spielen. ;-)
1986 konnte ich mir darauf keinen Reim machen, aber inzwischen vermute ich, daß es sich bei dieser Wellensequenz um eine abgeschwächte Form einer solchen Monster- oder Riesenwelle gehandelt hat. Berichte von solchen Phänomenen wurden damals noch typischerweise als Seemannsgarn abgetan, und wenn davon die Rede war, dann betraf es die hohe See, nicht die unmittelbare Küstennähe. Erst seit einigen Jahren gilt die Existenz solcher Wellen (auch in Küstennähe) als bewiesen, wobei man bis heute nicht sicher weiß, wie und unter welchen Bedingungen sie entstehen können.
Viele Grüße,
Matthias