Wir haben heute Museumsnacht und ich bin losgezogen, um mit der alpha 77 ein Tempelchen abzulichten, das mittels einer LED Farbwechselanlage perfekt in Szene gesetzt worden war.
Mir fiel auf, dass bei magentafarbenem Licht das Display der Kamera ein reines blau anzeigte, und das auch so aufgenommen wurde. Ein so sattes magenta wie live gesehen, konnte ich auf der Speicherkarte nicht nach Hause tragen, alle anderen Farben kamen perfekt!
Was könnte da die Ursache sein?
Magenta ist ja eine Mischfarbe, die beim Übergang des langwelligen Spektralbereichs in den kurzwelligen (und umgekehrt) entsteht. Könnte es sein, dass hier Sensor und Display ein"spektrales Loch" haben und diesen Bereich nicht erfassen können?
Jedenfalls machte ein neben mir stehender Fotograf eines befreundeten Clubs mit seiner Canon hier exakt die gleiche Erfahrung!
ZITAT(harubang @ 2013-09-07, 22:26) Ist magenta für den Sensor eine Problemfarbe?[/quote] Für meine erste A99 auf jeden Fall. Aber anders als bei dir
Ich hab eben mal meine Farbtesttafel abfotografiert und gezielt auf Magenta geachtet. Die Farbe wird sauber und ordentlich wiedergegeben. Es kann dann eigentlich nur mit der Art, wie die Farbe erzeugt wurde, zusammen hängen, aber da bin ich ein kompletter Laie. Meine Farbtafel ist ja nur ein Stück bedruckter Karton.
Auch wenn eine gewisse Farbblindheit sicherlich möglich ist, würde ich hier auf einen anderen Effekt tippen. Die LED Beleuchtung erzeugt ein sehr schmalbandiges Farbspektrum, es könnte sein, dass der Belichtungsmesser damit Probleme hat. Wenn er sich z.B. am blauen Anteil orientiert hat und könnte es sein, dass der rote Farbkanal in die Sättigung gelaufen ist. Hast du mal einen Blick auf die Histogramme der verschiedenen Farbkanäle geworfen?
Magenta ist keine Spektralfarbe. Das heißt es gibt kein magentafarbenes oder pinkes Licht, so wie es grünes oder orangenes Licht gibt. Magenta ist eine reine Mischfarbe. Aber anders als z.B. orange, was zwar auch eine Mischfarbe ist aber Licht einer bestimmten Wellenlänge nunmal orange ist. Es gibt einfach keine Wellenlänge für Magenta oder pink etc.
Die Farben auf der sogenannten Purpurlinie sind also anders als alle anderen sichtbaren Farben und müssen erst vom Gehirn oder der digitalen Verarbeitung konstruiert werden. Hier kommt nun also das Problem ins Spiel, dass weder irgendein Sensor in der Lage wäre so viele Farben zu erfassen wie das menschliche Auge noch irgendein Monitor auch nur ansatzweise soweit die darzustellen.
Hier sieht man schematisch die CIE-Normfarbtafel. Das innere Dreieck zeigt so ungefähr welche Farben innerhalb der menschlichen Farbwahrnehmung mit AdobeRGB erfasst werden können. Große Teile der Purpurlinie sind da genauso wenig drauf wie einige Teile des blauen und roten Spektrums aus denen man die Farbe im spezifischen Fall vielleicht hätte zusammen setzen müssen. Das Magenta, Pink oder Purpur auf Farbtafeln ist noch unproblematisch aber einige Blumen machen Schwierigkeiten. Entweder weil man ein und dieselbe Blume mal mit Canon, mal mit Sony fotografiert und sie immer anders aussieht, mal weil z.B. wie Alison schrieb der Blau- oder Rotanteil fast unrettbar clipped während alles andere sonst ok ist.
(Im Übrigen sieht man an der CIE-Tafel auch, warum in einem Bayer-Sensor zwei grüne Pixel für nur einen roten und einen Blauen kommen. Menschen nehmen blau nicht sonderlich stark war, dafür sind wir sehr empfindlich gegenüber grün.)
ZITAT(Zoidberg @ 2013-09-08, 14:34) Magenta ist keine Spektralfarbe. Das heißt es gibt kein magentafarbenes oder pinkes Licht, so wie es grünes oder orangenes Licht gibt. Magenta ist eine reine Mischfarbe. Aber anders als z.B. orange, was zwar auch eine Mischfarbe ist aber Licht einer bestimmten Wellenlänge nunmal orange ist. Es gibt einfach keine Wellenlänge für Magenta oder pink etc.[/quote]
Ja, das hatte ich ja auch so geschrieben. Ich habe versuchsweise noch einmal div. Testtafeln fotografiert, sie werden allesamt einwandfrei wiedergegeben, einschließlich magenta.
ZITATDie Farben auf der sogenannten Purpurlinie sind also anders als alle anderen sichtbaren Farben und müssen erst vom Gehirn oder der digitalen Verarbeitung konstruiert werden. Hier kommt nun also das Problem ins Spiel, dass weder irgendein Sensor in der Lage wäre so viele Farben zu erfassen wie das menschliche Auge noch irgendein Monitor auch nur ansatzweise soweit die darzustellen.[/quote] So habe ich das auch empfunden, aber auf meinem Monitor kommen die magenta - Töne überraschenderweise recht gut.
@ alison: Im Blau-Histogramm der Bilder mit m.M. relativ guter magenta-Wiedergabe fällt ein extrem schmaler Peak auf, der sich im linken Drittel befindet. (Alle Histogramme dieser Aufnahmeserie sind durch den hohen Dunkelanteil stark linkslastig.) [attachment=12913SC02945kl.jpg] Vielleicht ist ja auch durch die recht lange Belichtungszeit von 1/4 - 1/2s beim Farbwechsel blau so dominant, dass die magenta Phase dadurch überlagert wird? Dummerweise bin ich gestern nicht darauf gekommen, einige Bilder versuchsweise mit kürzeren Zeiten aufzunehmen. Dann hätte ich's gewußt!
Vielen Dank an alle Mitdenker!
Gruß Rolf
Angefügte Bilder:
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ZITAT(harubang @ 2013-09-08, 16:31) Ich habe versuchsweise noch einmal div. Testtafeln fotografiert, sie werden allesamt einwandfrei wiedergegeben, einschließlich magenta.[/quote]
Hallo Rolf, das sind zwei verschiedene Dinger, auch wenn unser Auge dort gewisse ähnlichkeiten zwischen magentafarbiger LED-Beleuchtung und einer magentafarbigen Farbfläche sieht.
Die margentafarbige Farbtesttafel absorbiert grünes Licht, reflektiert aber zwei unheimlich breitbandige Bereiche von roten und blauen Wellenlängen. Die sowohl unser Auge als auch die für rot und blau empfindlichen Kamerasensoren wieder gut in einen magentaartigen Eindruck umwandeln können.
Eine LED erzeugt jedoch monochromatisches Licht. Also eine fest definierte, sehr schmalbandige Wellenlänge. Für magenta sind dies zwei Frequenzen gemischt. Was ist, wenn der Sensor genau für diese Wellenlängen (oder eine davon) nicht empfindlich ist?
Ich habe mich noch mal ein wenig umgeschaut: Vielleicht ist Magenta tatsächlich schwierig. Nach diesem Artikelentspricht Die Spektralfarbe Violett. Einer Wellenlänge von 400 bis 430 Nanometern oder "Violett wird als Farbname auch für die Sekundärfarbe in der additiven Farbmischung genutzt, wenn Licht der Primärfarbe Blau mit Rot zusammentrifft. Richtiger ist es, dafür die Bezeichnung Magenta zu nutzen".
Wenn man sich jetzt die Empfindlichkeiten typischer Digitalkameras ansieht (DxO Artikel, herunter scrollen bis zu den Grafiken im zweiten Absatz), so sieht man dass die Emfindlichkeit des roten Kanals in dem Bereich sehr gering ist, es dürfte der Kamera also gerade im Fall einer reinen Strahlung von z.B. 420 nm schwerfallen die Farbe von reinem Blau abzugrenzen. Schwerfallen heißt nicht dass es unmöglich ist, aber wenn dann noch eine ungünstige Belichtung dazukommt, könnte ich mir vorstellen,dass es schnell zu Farbveränderungen kommt.
Da hab ich auch einschlägige Erfahrungen gesammelt. Zuerst mit der Minolta Dynax 5D und dann mit der Alpha 700. Krokusse in meinem Garten, deren Farbe ich inetwa magenta nennen würde, werden überwiegend blau wiedergegeben. Auch bei anderen ähnlich gefärbten Blütenpflanzen ist mir aufgefallen, dass die Farbwiedergabe problematisch ist. Ich bin überzeugt, dass da was dran ist, ohne einen wissenschaftlichen Ansatz daraus machen zu können.
Ja, die "korrekte" Wiedergabe von Magenta ist ein altes Problem, das schon zu Filmzeiten heftig diskutiert wurde. Wie schon diverse Vorredner ausgeführt haben, entsteht der Magenta-Eindruck dadurch, dass zwei Farben mit stark unterschiedlichen Wellenlängen sich überlagern (violett mit ca 430 nm und rot mit ca 650 nm). Da die spektrale Empfindlichkeit der RGB-Sensor-Pixel nie ganz genau gleich sein kann wie die der entsprechenden Zellen in unseren Augen (und da zudem die spektrale Empfindlichkeit der Augen je nach Rasse und Person deutlich variert), entzieht sich "magenta" einer Standardisierung ...