RE: Erfahrungen mit dem Sony 70-300mm f4,5-5,6 G SSM

#1 von Andreas L. , 23.08.2010 16:06

Nachdem meine Erfahrungsberichte über das Sony 70-400 mm G SSM und das Carl Zeiss Vario Sonnar 24-70 mm hier auf recht lebhaftes Interesse gestoßen sind, verlinke ich dann auch den Bericht zum Sony 70-300mm G SSM hier mal.

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RE: Erfahrungen mit dem Sony 70-300mm f4,5-5,6 G SSM

#2 von matthiaspaul , 24.08.2010 00:57

Danke für Deinen Praxisbericht (noch schöner wäre natürlich, wenn Du die Berichte hier bei uns einstellen würdest).

Da ich das Objektiv selbst nicht aus eigener Anschauung kenne, nur ein paar generelle Anmerkungen:

Du schreibst, daß Dich stört, daß das Objektiv durch seinen SSM-Antrieb keine harten Endanschläge bei der manuellen Fokussierung hat. Das sehe ich ganz genauso, und es stört mich (bei anderen Objektiven, wo das ebenfalls der Fall ist) auch nach längerer Benutzung immer noch ganz erheblich, da es so nicht möglich ist, ein Gefühl für den Fokusbereich zu bekommen, was bei der manuellen Fokussierung hilfreich ist. Ich halte es für wichtig, darauf hinzuweisen, denn natürlich könnte man auch ein SSM-angetriebenes Objektiv mit harten Endanschlägen des äußeren Fokusrings ausstatten - hier gibt es also noch etwas zu verbessern.

Für Leute, die häufig manuell fokussieren, ist es natürlich auch suboptimal, wenn der Brennweitenring, wie bei diesem Objektiv, vorne angebracht ist und der Fokusring weiter in Richtung Kamera. Für Leute, die sich auf den AF verlassen und den Fokusring praktisch nie benutzen, mag es allerdings praktisch sein, den Zoomring im schnellen Zugriff zu haben, auch wenn man das Objektiv weit vorne greift.

In einem Punkt möchte ich Dich allerdings korrigieren, da die Passage so, wie sie bei Dir steht, einen falschen Eindruck hinterläßt. Du schreibst:
ZITATDer Autofokus des Sony 70-300mm f4,5-5,6 G SSM wird (wie der Name schon vermuten lässt) durch einen Ultraschallmotor angetrieben, der bei Sony eben SSM genannt wird. Dadurch fokussiert das Objektiv einerseits nahezu lautlos und andererseits ziemlich schnell und wirklich sehr treffsicher.[/quote]
Diese Schlußfolgerung hört man oft, aber sie ist allgemein gesehen falsch. Der Ultraschallantrieb (SSM = Super Sonic Wave Motor) hat ursächlich nichts mit der Geschwindigkeit zu tun, mit der das Objektiv fokussieren kann. Es gibt sehr schnell fokussierende Objektive mit SSM-Antrieb (das 70-300mm G gehört offenbar dazu) und es gibt langsame (wie z.B. das 70-200mm G). Genauso gibt es auch sehr schnelle Objektive mit Stangen-AF und langsame. Zu einem guten Teil hängt die Fokussiergeschwindigkeit auch von der angeschlossenen Kamera ab, z.B. arbeitet die Fokussierung des 70-200mm G bei längeren Brennweiten selbst an der DSLR-A900 erheblich langsamer als etwa an der Dynax 9. Selbst Objektive wie das 2,8/24-70 ZA SSM, das bekanntermaßen sehr schnell fokussiert, hätte man genausoschnell auch mit Stangen-AF bauen können - wenn man das nur gewollt hätte. Über schnell oder langsam entscheidet nicht das Antriebsprinzip, sondern der Anwendungsbereich des Objektivs, wie groß der Verstellbereich sein soll und damit letztlich die allgemeine Konstruktion des Objektivs. Das 24-70 ZA SSM ist deshalb so schnell, weil der Verstellweg so kurz ist und der Fokusring mit Untersetzung arbeitet, damit man bei manueller Fokussierung feinfühlig genug arbeiten kann. Das bekommt man auch mit Stangen-AF hin, es gibt genügend Beispiele dafür.

Warum ich darauf so "herumreite", hat damit zu tun, daß gerade Anfänger gerne die Mär vom angeblichen Geschwindigkeitsvorteil des SSM-Antriebs glauben und offenbar so viele Leute sich einen Geschwindigkeitszuwachs von einem SSM-Antrieb erhoffen, daß Sony gerade dabei ist, das Kind mit dem Bade auszuschütten und den Stangen-AF abzuschaffen. Der SSM-Antrieb hat sicherlich einige Vorteile gegenüber dem Stangen-AF-Antrieb (praktische Geräuschfreiheit, Spielfreiheit), aber auch der Stangen-AF-Antrieb hat Vorteile gegenüber dem SSM-Antrieb (Robustheit und Langzeitstabilität, praktische Verschleißfreiheit, vollständige Rückwärtskompatibilität), so daß beide Antriebsmethoden ihre Daseinsbereichtigung haben, wenn sie je nach Einsatzzweck gewählt würden.
Paradoxerweise ist das aber nicht der Fall, denn der Stangen-AF-Antrieb wird zunehmend durch SAM- und SSM-Antriebe ersetzt (auch da, wo das technisch überhaupt nicht sinnvoll ist), und gerade der SAM-Antrieb bietet nur Nachteile gegenüber Stangen-AF und SSM und ist in jeder Hinsicht als Rückschritt gegenüber den beiden bisherigen Antriebsmethoden zu bezeichnen. Für meine Begriffe liegt das daran, daß Sony sich hier nach dem Diktat der Masse richtet, und die Masse glaubt viel zu schnell, was irgendwo geschrieben steht, auch wenn es falsch ist.

Viele Grüße,

Matthias


"All the important human advances that we know of since historical times began
have been due to individuals of whom the majority faced virulent public opposition."
--Bertrand Russell

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RE: Erfahrungen mit dem Sony 70-300mm f4,5-5,6 G SSM

#3 von Andreas L. , 24.08.2010 19:00

ZITAT(matthiaspaul @ 2010-08-24, 0:57) Danke für Deinen Praxisbericht (noch schöner wäre natürlich, wenn Du die Berichte hier bei uns einstellen würdest).

Da ich das Objektiv selbst nicht aus eigener Anschauung kenne, nur ein paar generelle Anmerkungen:

Du schreibst, daß Dich stört, daß das Objektiv durch seinen SSM-Antrieb keine harten Endanschläge bei der manuellen Fokussierung hat. Das sehe ich ganz genauso, und es stört mich (bei anderen Objektiven, wo das ebenfalls der Fall ist) auch nach längerer Benutzung immer noch ganz erheblich, da es so nicht möglich ist, ein Gefühl für den Fokusbereich zu bekommen, was bei der manuellen Fokussierung hilfreich ist. Ich halte es für wichtig, darauf hinzuweisen, denn natürlich könnte man auch ein SSM-angetriebenes Objektiv mit harten Endanschlägen des äußeren Fokusrings ausstatten - hier gibt es also noch etwas zu verbessern.

Für Leute, die häufig manuell fokussieren, ist es natürlich auch suboptimal, wenn der Brennweitenring, wie bei diesem Objektiv, vorne angebracht ist und der Fokusring weiter in Richtung Kamera. Für Leute, die sich auf den AF verlassen und den Fokusring praktisch nie benutzen, mag es allerdings praktisch sein, den Zoomring im schnellen Zugriff zu haben, auch wenn man das Objektiv weit vorne greift.

In einem Punkt möchte ich Dich allerdings korrigieren, da die Passage so, wie sie bei Dir steht, einen falschen Eindruck hinterläßt. Du schreibst:
ZITATDer Autofokus des Sony 70-300mm f4,5-5,6 G SSM wird (wie der Name schon vermuten lässt) durch einen Ultraschallmotor angetrieben, der bei Sony eben SSM genannt wird. Dadurch fokussiert das Objektiv einerseits nahezu lautlos und andererseits ziemlich schnell und wirklich sehr treffsicher.[/quote]
Diese Schlußfolgerung hört man oft, aber sie ist allgemein gesehen falsch. Der Ultraschallantrieb (SSM = Super Sonic Wave Motor) hat ursächlich nichts mit der Geschwindigkeit zu tun, mit der das Objektiv fokussieren kann. Es gibt sehr schnell fokussierende Objektive mit SSM-Antrieb (das 70-300mm G gehört offenbar dazu) und es gibt langsame (wie z.B. das 70-200mm G). Genauso gibt es auch sehr schnelle Objektive mit Stangen-AF und langsame. Zu einem guten Teil hängt die Fokussiergeschwindigkeit auch von der angeschlossenen Kamera ab, z.B. arbeitet die Fokussierung des 70-200mm G bei längeren Brennweiten selbst an der DSLR-A900 erheblich langsamer als etwa an der Dynax 9. Selbst Objektive wie das 2,8/24-70 ZA SSM, das bekanntermaßen sehr schnell fokussiert, hätte man genausoschnell auch mit Stangen-AF bauen können - wenn man das nur gewollt hätte. Über schnell oder langsam entscheidet nicht das Antriebsprinzip, sondern der Anwendungsbereich des Objektivs, wie groß der Verstellbereich sein soll und damit letztlich die allgemeine Konstruktion des Objektivs. Das 24-70 ZA SSM ist deshalb so schnell, weil der Verstellweg so kurz ist und der Fokusring mit Untersetzung arbeitet, damit man bei manueller Fokussierung feinfühlig genug arbeiten kann. Das bekommt man auch mit Stangen-AF hin, es gibt genügend Beispiele dafür.

Warum ich darauf so "herumreite", hat damit zu tun, daß gerade Anfänger gerne die Mär vom angeblichen Geschwindigkeitsvorteil des SSM-Antriebs glauben und offenbar so viele Leute sich einen Geschwindigkeitszuwachs von einem SSM-Antrieb erhoffen, daß Sony gerade dabei ist, das Kind mit dem Bade auszuschütten und den Stangen-AF abzuschaffen. Der SSM-Antrieb hat sicherlich einige Vorteile gegenüber dem Stangen-AF-Antrieb (praktische Geräuschfreiheit, Spielfreiheit), aber auch der Stangen-AF-Antrieb hat Vorteile gegenüber dem SSM-Antrieb (Robustheit und Langzeitstabilität, praktische Verschleißfreiheit, vollständige Rückwärtskompatibilität), so daß beide Antriebsmethoden ihre Daseinsbereichtigung haben, wenn sie je nach Einsatzzweck gewählt würden.
Paradoxerweise ist das aber nicht der Fall, denn der Stangen-AF-Antrieb wird zunehmend durch SAM- und SSM-Antriebe ersetzt (auch da, wo das technisch überhaupt nicht sinnvoll ist), und gerade der SAM-Antrieb bietet nur Nachteile gegenüber Stangen-AF und SSM und ist in jeder Hinsicht als Rückschritt gegenüber den beiden bisherigen Antriebsmethoden zu bezeichnen. Für meine Begriffe liegt das daran, daß Sony sich hier nach dem Diktat der Masse richtet, und die Masse glaubt viel zu schnell, was irgendwo geschrieben steht, auch wenn es falsch ist.

Viele Grüße,

Matthias
[/quote]

Hallo Matthias,

danke für Deine konstruktive und in der Tat sehr berechtigte n Anmerkungen zum Thema SSM versus Stangenantrieb. Das ist ein Aspekt, über den ich leider bislang garnicht nachgedacht habe. Ich kann Dir da im nachhinein nur zustimmen, denn ich kenne auch einige sehr schnelle stangengetriebene Objektive, die ich gerne auch in Zukunft weiter nutzen möchte.

Daß der Bericht nicht hier erscheint liegt nicht an mangelnder Achtung dieses Forums, sondern schlicht daran, daß ich zum "Apfelwahnteam" gehöre und natürlich unsere eigene Seite primär bedient werden muß ardon:

Gruß und Dank nochmal
Andreas


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RE: Erfahrungen mit dem Sony 70-300mm f4,5-5,6 G SSM

#4 von matthiaspaul , 24.08.2010 19:08

ZITAT(Andreas L. @ 2010-08-24, 19:00) Daß der Bericht nicht hier erscheint liegt nicht an mangelnder Achtung dieses Forums, sondern schlicht daran, daß ich zum "Apfelwahnteam" gehöre und natürlich unsere eigene Seite primär bedient werden muß ardon: [/quote]Was auch immer das ist... Apfelwein kenne ich ja, aber in Apfelwahn bin ich bisher noch nicht verfallen... rinks:

Viele Grüße,

Matthias


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RE: Erfahrungen mit dem Sony 70-300mm f4,5-5,6 G SSM

#5 von Reisefoto , 24.08.2010 19:50

ZITAT(matthiaspaul @ 2010-08-23, 23:57) Für Leute, die häufig manuell fokussieren, ist es natürlich auch suboptimal, wenn der Brennweitenring, wie bei diesem Objektiv, vorne angebracht ist und der Fokusring weiter in Richtung Kamera.[/quote]

Nein, es ist optimal! Hier muss ich Dir klar widersprechen. Ich gestehe, dass ich auch kein 70-300G habe, sondern das nur aus meinen 1,5 Jahren Erfahrung mit dem 70-400G ableite, das mechanisch ein anderes Kaliber ist. Wenn man an einem so langen Tele mit kleinem Schärfebereich feinfühlig fokussieren will, ist es nützlich, wenn man dazu die "Gehäusehand" verwenden kann. Man hat dabei auch einen wesenlich kürzeren Hebelarm, durch den im Freihandbetrieb die Kamera dabei aus der optischen Achse zum Motiv herausgedrückt werden kann.

Im Stativbetrieb mit Telekonverter kommt der nächste Vorteil zum Tragen. Mit 800 oder mehr mm Brennweite reicht auch bei guten Köpfen und Stativen ein Antippen des Objektivs, um es im Sucher sichtbar zum Schwingen zu bringen. Befände sich der Fokusring vorn, wäre der Hebelarm zum Aufhängungspunkt noch länger und es wäre noch schwieriger, Ruhe ins Bild zu bekommen. Bei meinem 70-700G scheint dieses Schwingen weitgehend zwischen Objektivschelle und Objektiv stattzufinden. Das ist eine Schwäche, die aber erst jenseits 400mm auffällt.

Den Nachteil in der Abfolge der Drehringe sehe ich eher in der scheinbar schlechteren Erreichbarkeit des Zoomringes. Im AF-Betrieb (sicherlich der Regelfall bei den meisten 70-300G oder 70-400G Besitzern) ergibt sich Freihand oder auch am Einbein letztendlich aber eine deutlich vorteilhaftere Haltung. Eine Hand kann fest an der Kamera sein, während die andere vorn am Zoomring ist. Dadurch lässt sich die Kombination sehr ausgewogen halten. Ich war auch erst skeptisch hinsichtlich der Ringanordnung, aber am 70-400G haben mich die Vorteile überzeugt.


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RE: Erfahrungen mit dem Sony 70-300mm f4,5-5,6 G SSM

#6 von fwiesenberg , 24.08.2010 20:18

ZITAT(Reisefoto @ 2010-08-24, 19:50) ZITAT(matthiaspaul @ 2010-08-23, 23:57) Für Leute, die häufig manuell fokussieren, ist es natürlich auch suboptimal, wenn der Brennweitenring, wie bei diesem Objektiv, vorne angebracht ist und der Fokusring weiter in Richtung Kamera.[/quote]

Nein, es ist optimal! Hier muss ich Dir klar widersprechen. Ich gestehe, dass ich auch kein 70-300G habe, sondern das nur aus meinen 1,5 Jahren Erfahrung mit dem 70-400G ableite, ...[/quote]

... da muß ich Dir wiederum widersprechen und Matthias Recht geben: Die unergonomische Lage des Fokusringes war auch ein Grund für mich, das Sony 70-300 G wieder herzugeben. Ich bin es gewohnt, stets mit der linken Hand manuell zu fokussieren (über 80% meiner Bilder sind manuell fokussiert). Mit der linken Hand funktioniert die Auge-Hand-Koordination bei mir sozusagen ohne Umweg über das Gehirn. Sprich: Ich erhalte schnell und zuverlässig ein scharfes Bild. Mit rechts unmöglich! Und beim 70-300 G mußte ich stets den Fokusring suchen und habe ihn nie blind gefunden = Zeitverlust! Schlimmer ist nur das alte Minolta AF28-135!


Grüße aus dem Westen der Republik!
Frank.


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... zur Interpunktion:
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(Terry Pratchett in "Schöne Scheine")

... zur Groß- und Kleinschreibung:
Ich behalte mir vor, Beiträge, die die in unserem Sprachraum allgemein übliche Groß- und Kleinschreibung ohne nachvollziehbare Begründung vermissen lassen, komplett zu ignorieren.


 
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RE: Erfahrungen mit dem Sony 70-300mm f4,5-5,6 G SSM

#7 von aidualk , 24.08.2010 21:45

ZITAT(fwiesenberg @ 2010-08-24, 19:18) Und beim 70-300 G mußte ich stets den Fokusring suchen und habe ihn nie blind gefunden = Zeitverlust! Schlimmer ist nur das alte Minolta AF28-135![/quote]

so unterschiedlich kann es sein: Gerade diese beiden finde ich auf Grund ihrer Ringezuordnung als perfekt... ardon:


Zum Thema SSM Geschwindigkeit beim 70-300G: Je länger die Brennweite, umso langsamer wird es übrigens, und zwar dramatisch spürbar bei über 200mm... nur bei kürzeren ist es echt rasend schnell. Ich habe es jetzt über 1 Jahr im Einsatz und würde es übrigens nicht mehr hergeben.
Beim Fokusring des SSM empfinde ich den nicht vohandenen Anschlag auch als recht störend.


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