RE: Minolta X-370s - Defekter Belichtungsmesser

#1 von blueplott ( gelöscht ) , 09.04.2010 11:37

Hallo Forum,

ich besitze seit längerer Zeit eine x370s die bisher immer tadellos funktioniert hat.
Seit kurzem steht die Belichtungsanzeige im Sucher ausschliesslich auf "unterbelichtet", unabhängig von der gewählten Blende oder der ISO-Einstellung.
Auslösen tut die Kamera problemlos, die manuelle Zeiteinstellung funktioniert ebenfalls.

Baterien gewechselt -> kein Erfolg
Objektiv gewechselt -> kein Erfolg

Hat jemand eine Idee?

Vielen Dank!
Gruß


blueplott

RE: Minolta X-370s - Defekter Belichtungsmesser

#2 von opelgt , 09.04.2010 12:43

Es könnte sich um einen fehlerhaften Kondesator handeln. Dieser Fehler hat bei den x-300 und x-700 Modellen
ähnliche Auswirkungen.


Kondensatortausch bei der Minolta X-300


 
opelgt
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RE: Minolta X-370s - Defekter Belichtungsmesser

#3 von matthiaspaul , 09.04.2010 13:21

ZITAT(opelgt @ 2010-04-09, 12:43) Kondensatortausch bei der Minolta X-300[/quote]
Nur am Rande, auf dieser Seite steht:
ZITATDie Minolta X700 hat etwas kleinere Kondensatoren, welche nur 4V liefern koennen. Leider kann ich die aber nicht bei Conrad bekommen und die 10V-Dinger tun's auch. Wichtig sind nur die 220 microF. Sie sind lediglich ein bisschen groesser, aber mit ein wenig schieben und druecken geht auch das.[/quote]
Das stimmt, und ist trotzdem, so, wie es da steht, falsch. ;-)

Der Kondensator liefert keine Spannung (4V), sondern er hält Spannung nur bis zu dieser Grenze aus.

Viel wichtiger wiegt jedoch, daß es sich bei einem Elektrolytkondensator, der nur für 4V "rated" ist, um eine Fehlbesetzung in einer Schaltung handelt, die mit 3V betrieben wird. Das kann man sogar als klassischen Designfehler bezeichnen, denn bei diesen Spannungsverhältnissen ist vorbestimmt, daß der Elko nach relativ kurzer Zeit ausfallen wird, was ja in der Praxis, wo dieser Kondensator verbaut wurde, dann auch passiert ist...

Es ist ein "offenes Geheimnis" bei allen Herstellern von Elektrolytkondensatoren, daß sich die Spannungsangaben auf Elektrolytkondensatoren nicht auf die erlaubte dauerhaft anlegbare Spannung beziehen, sondern auf eine Grenzspannung, die der Kondensator kurzfristig aushält - bei drastischer Reduzierung der Lebensdauer.
Eine Faustregel besagt, daß man die Spannungsfestigkeit bei Elektrolytkondensatoren in einem sauberen Design mindestens doppelt, besser zweieinhalb mal so hoch wählen soll, wie die tatsächlich anliegende Spannung.
In dieser Schaltung wäre also ein Kondensator mit 6V bzw. 6,3V Spannungsfestigkeit zwingend notwendig, besser jedoch einer mit 8V oder 10V.
Die in dem Artikel getroffene richtige Auswahl eines 10V-Kondensators ist also kein Kompromiß mangels Verfügbarkeit eines anderen Kondensators, sondern - offenbar unwissentlich - gerade eine zwingend notwendige Wahl, will man den Fehler dauerhaft beseitigen.
Wesentlich mehr als 10V sollte man allerdings auch nicht wählen. Nicht nur, weil die Bauform dann zu groß wird, sondern auch, weil sich dann auch andere Eigenschaften des Elektrolyts zu weit von denen entfernen, die das Elektrolyt eines 6,3V-Elkos aufweisen würde, z.B. könnte dies mit einem höheren Leckstrom einhergehen, was in einer Stabilisierungsschaltung mit höherem Stromverbrauch verbunden wäre. Das wäre zwar in diesem Fall vermutlich immer noch völlig unkritisch, aber da der Autor des Artikels schreibt, die Spannungsfestigkeit sei "egal, Hauptsache groß genug", der Hinweis, daß dies, wenn man den jeweiligen Anwendungsfall nicht mit berücksichtigt - nicht immer so gilt.

Viele Grüße,

Matthias


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--Bertrand Russell

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RE: Minolta X-370s - Defekter Belichtungsmesser

#4 von Minomanu , 09.04.2010 16:49

Von meiner Seite aus herzlichen Dank an Matthias für die einleuchtende und ausführliche Erklärung.

Als mäßig begabter Mechaniker bin ich für elektronische Tips immer dankbar.

Da hätte ich dann dreisterweise gleich 2 Anschlussfragen:

Kann ein spannungsmäßig höher dimensionierter Elko die Zeitenjustage durcheinander bringen? Oder ist hierfür nur der Kapazitätswert maßgebend?

Wegen des bereits angesprochenen Platzproblems ... könnte man auch einen Tantal-Elko (evtl. sogar SMD-Type) verwenden? Die bauen, soweit ich das in Erinnerung habe, kompakter.

Ich komme deswegen auf die Tantals, weil ich hier noch eine defekte Minox 35 herumliegen habe. Die Elkos sind auch hier ein Problem. Blöderweise konnte ich die Farbcodes bisher nicht eindeutig entschlüsseln. Evtl. hat Minox da eine eigene Suppe gekocht ...

Viele Grüße!
Herbert


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RE: Minolta X-370s - Defekter Belichtungsmesser

#5 von fwiesenberg , 09.04.2010 18:14

ZITAT(Minomanu @ 2010-04-09, 15:49) Kann ein spannungsmäßig höher dimensionierter Elko die Zeitenjustage durcheinander bringen?[/quote]
Nein, die Kapazität ist entscheidend.


ZITATWegen des bereits angesprochenen Platzproblems ... könnte man auch einen Tantal-Elko (evtl. sogar SMD-Type) verwenden? Die bauen, soweit ich das in Erinnerung habe, kompakter.[/quote]
In der XD (und auch in frühen Chargen der X-700?) wurden Tantal-Kondensatoren verwendet. Mit dem Erfolg, daß diese Kameras kaum mit defekten Kondensatoren ausfallen. Ich würde deswegen auch - falls verfügber - Tantal-Kondensatoren bei einer Reparatur verbauen.


Grüße aus dem Westen der Republik!
Frank.


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RE: Minolta X-370s - Defekter Belichtungsmesser

#6 von matthiaspaul , 09.04.2010 20:20

ZITAT(Minomanu @ 2010-04-09, 16:49) Kann ein spannungsmäßig höher dimensionierter Elko die Zeitenjustage durcheinander bringen? Oder ist hierfür nur der Kapazitätswert maßgebend?[/quote]
Frank hat ja schon geantwortet, aber ich möchte noch was ergänzen:

Im Grunde: Nein, wichtig ist hier die Kapazität - wobei zu klären wäre, wo der Kondensator genau in der Schaltung sitzt und welche Funktion er erfüllt. Wenn er nur zur Stabilisierung einer Spannung dient, ist selbst die Kapazität nicht besonders kritisch. Wenn er aber z.B. Teil eines Schwingkreises oder einer Verzögerungsschaltung wäre, dann wäre die Kapazität sehr wohl wichtig, ab einer gewissen geforderten Genauigkeitsklasse u.U. sogar die Konstruktion des Kondensators, sowohl was den elektrischen Aufbau als auch, was die mechanische Konstruktion angeht, die z.B. Einfluß auf Streuinduktivitäten und das Wärmeverhalten hat. Und indirekt hätte dann auch die Spannungsfestigkeit Einfluß auf diese anderen Parameter. Wie gesagt, in Grenzen ist eine höhere Spannungsfestigkeit völlig unproblematisch, übertreiben sollte man es aber nicht. Übertrieben wäre es hier z.B. einen 25V-Elko einzusetzen, wo eigentlich schon ein 6,3V-Elko reicht.

Aber das sind alles völlig überzogene Gedanken bei so einer trivialen Anwendung wie hier. Ich möchte eigentlich nur dem vorbeugen, daß jemand, der dies liest, den falschen Schluß zieht (und das sieht man leider oft im Netz), daß die Spannungsfestigkeit eines Kondensators, ist sie nur groß genug, grundsätzlich, d.h. im allgemeinen Fall, komplett egal ist. Das ist nämlich nicht der Fall.
ZITATWegen des bereits angesprochenen Platzproblems ... könnte man auch einen Tantal-Elko (evtl. sogar SMD-Type) verwenden? Die bauen, soweit ich das in Erinnerung habe, kompakter.[/quote]
Tantalelektrolytkondensatoren haben natürlich auch wieder spezielle Eigenschaften, die sie für eine vorgegebene Schaltung besonders geeignet erscheinen lassen können oder auch nicht. Z.B. können Tantalelkos relativ leicht (z.B. bei Überspannung oder Impulsbelastungen) Kurzschlüsse entwickeln und als Folge davon sogar Brände verursachen. Aber in der X-700 haben wir es weder mit hohen Spannungen noch mit besonders hohen Impulslasten zu tun, und die beiden Knopfzellen können kaum genügend hohe Ströme liefern, um zu einem Brand zu führen. Die übrigen Eigenschaften sind hier vermutlich sogar vorteilhaft, wenig Kapazitätsverlust auch bei sehr niedrigen Umgebungstemperaturen, keine Gefahr des Austrocknens bei Tantalkondensatoren mit trockenem Elektrolyt (und auch nur noch gering bei hochwertigen Tantalkondensatoren mit flüssigem Elektrolyt), geringerer ESR, usw. Insofern, ein 10V- oder auch 16V-Tantal-Elko mit 220uF wäre hier eine sehr gute Wahl. (Wobei: Stimmt der Wert 220uF hier eigentlich, aus früheren Diskussionen meine ich mich an 150uF erinnern zu können? Siehe auch: http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=18618 und http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=20883)
ZITATBlöderweise konnte ich die Farbcodes bisher nicht eindeutig entschlüsseln. Evtl. hat Minox da eine eigene Suppe gekocht ...[/quote]
Bist Du sicher, daß es normale Aluminiumelkos sind?

Noch ein Hinweis: Ganz wichtig bei Elektrolytkondensatoren, zu denen auch Tantalelkos gehören, ist es, auf die Polarität zu achten. Die Symbole auf dem Gehäuse sind je nach Elkotyp und Bauform unterschiedlich und nicht immer besonders gut sichtbar und intuitiv zu merken, also Vorsicht vor Verpolung! Vor längerer Zeit hatte ich schon mal etwas mehr dazu geschrieben:

http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=18618

Viele Grüße,

Matthias


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http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=13448 (Minolta Forum Thread Index)


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RE: Minolta X-370s - Defekter Belichtungsmesser

#7 von Dirk_Frielingsdorf , 09.04.2010 20:57

Die Tipps zu den Elkos sind wertvoll und mal schön zusammengefasst. Aber mir scheint das Problem darauf nicht hinzudeuten, denn im Gegensatz zum klassischen Elkotod reagiert die Kamera ja noch, nur zeigt sie es nicht an:

ZITAT(blueplott @ 2010-04-09, 11:37) Seit kurzem steht die Belichtungsanzeige im Sucher ausschliesslich auf "unterbelichtet", unabhängig von der gewählten Blende oder der ISO-Einstellung.
Auslösen tut die Kamera problemlos, die manuelle Zeiteinstellung funktioniert ebenfalls.

Baterien gewechselt -> kein Erfolg
Objektiv gewechselt -> kein Erfolg[/quote]

Löst sie denn alle Zeiten 'hörbar richtig' aus?


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