RE: Contax G - das verlorene System?

#1 von japro , 28.12.2009 00:26

Es ist ja schon einige Zeit her, dass ich mich von der Idee für eine Leica zu sparen abgewandt habe und beschloss lieber eine Contax G jetzt (bzw. damals) zu haben. In der Messucherkuschelecke habe ich mich auch schonmal etwas dazu ausgelassen. Entscheidend war vorallem, dass ich ein vollständiges Contax G system inklusive 21mm Biogon für einen Summe bekommen habe, die nichtmal für eine M6 mit zeitgemässem 50/2.8 gereicht hätte.
Im Moment besitze ich je eine G2 und G1 sowie vier Objektive (90/2.8, 45/2, 28/2.8, 21/2.-) Da ich gerade mit dem Gedanken spiele mir noch ein 35/2 zu besorgen um das System zu komplettieren, habe ich wieder etwas nach Themen zum System gegoogelt. Es ist erstaunlich wie wenig man dabei wirklich findet. Die par Threads auf photo.net die man dazu findet gehören noch so zum informativsten. An einige Seiten die es vor zwei Jahren noch gab erinnern nur noch tote Links die nun ins nirgendwo zeigen...
Na gut, etwas hat sich dann doch geändert. Ken Rockwell hat das System scheinbar als Nebenprodukt seiner Ausflüge in die Welt der M-Leicas entdeckt. Er sieht das System relativ ähnlich wie ich und zum Glück nicht wie die scheinbar vielen anderen Leicaphilen "da draussen". Googelt man sich nämlich durch Leica- und Messsucherforen findet man andauernd Behauptunge dass das die Gs laut und schlecht manuell zu fokussieren seien. Was schlussendlich ein Resultat davon ist, dass die "falschen Leute" über das System schreiben. Das System war wohl einfach zu kurz wirklich aktuell um eine Gefolgschaft mit einer eigenen Stimme zu finden. Was man nun findet sind ein haufen Leute die das Gs direkt mit M Leicas vergleichen. Selbstverständlich ist ein G "laut" im vergleich zu einer M... Alles ist laut im vergleich zu einer M. Dass sie schlecht manuell zu fokussieren sind, liegt daran, dass es sich um ein kompromisslos auf AF aufgebautes System handelt, dessen MF-Funktion wohl mehr der Vollständigkeit halber implementiert wurde. Schlussendlich macht man beim manuellen fokusieren einer G nämlich nichts anderes als so lange an einem Rad zu drehen, bis man die Einstellung hat, die der AF gemessen hat. Wer sich über den schlechten manuellen Fokus oder die grosse Auslöseverzögerung beschwert hat die Kameras und deren Philosophie einfach nicht verstanden.

Nähert man sich nun dem System möglichst ohne Vergleiche und Vorstellungen im Hinterkopf, findet man eines der elegantesten und einzigartigsten Kamerasysteme die es gibt. Und da das System "tot" ist und keine Brücke in die Digitalfotografie besteht, ist es auch noch unverschämt günstig auf dem Gebrauchtmarkt anzutreffen. Die Tatsache, dass nur noch beschränkter Service für die Kameras besteht, sollte einen eigentlich nicht vom kauf abhalten, da gebrauchte G2s auch nicht teurer als die Reparatur einer aktuellen Kamera sind. Für den Preis einer gebrauchten M6 kann man sich schon einen Vorrat an Contaxen anlegen.

Die Verarbeitung jeder Systemkomponente ist einfach nur schön. Sämtliche mir bekannten Autofokus Systeme sehen da alt aus. Die Titangehäuse der Objektive und Kameras sind einwandfrei und fühlen sich solide an. Vorallem aber, hat alles eine sehr angenehme Grösse. Im Vergleich zu entsprechenden SLR Systemen ist alles sehr kompakt. Selbst das grösste meiner Objektive, das 90/2.8, kann ich aufrecht in die Streulichtblende eines 85/1.4 oder 135 STF stellen. Den eigentlich Reiz an den Gs machen aber die Optiken aus, denn die sind einfach nur hervorragend. Das Testfotoschiessen habe ich sehr schnell aufgegeben, weil es einfach nur unendlich langweilig ist. Schiesst man mit den Biogonen Testreihen von f/2.8 bis f/8 hat man einfach einen Haufen gleich aussehende Fotos die sich nur in der Schärfentiefe unterscheiden. Auch beim 45/2 kann man kaum etwas sagen ausser dass es "supergut" ist. Da ich mir kaum aufschreibe welche Blenden ich bei welchem Foto benutzt habe, kann ich keine Âussagen darüber treffen bei welcher es wie gut ist und den Fotos sieht man es im Nachhinein kaum an, weil das Objektiv nie wirklich relevante Schwächen zeigt. Vielleicht findet man etwas wenn man wirklich ganz systematisch schwierige Situtationen sucht und die f/2 aufnahmen genau unter die Lupe nimmt. Ich habe jedeenfalls nur einmal versucht die Objektive mit Rollei ATP an ihr limit zu bringen, das einzige Limit das ich dabei gefunden habe war die Auflösung meines Scanners. Nicht umsonst wird das 45/2 öfter mal in einem Satz mit dem 50/2 Summicron genannt und gilt als vielversprechender Kandidat für den Titel des besten Normalobjektives.

Vielleicht ist ja genau diese "perfektion" der Objektive und das kontroverse Konzept der Kameras der Grund, warum kaum jemand etwas über das System schreibt. Über die Optiken gibt es eigentlich nichts zu diskutieren, weil es einerseits keine Alternativen gibt und andererseits auch keine Nötig sind. Ausserdem gibt es ja nur sieben Objektive von denen zwei eher Exoten sind (das 35-70 Zoom und das 16/8 Hologon). Und die Kameras gehören wohl in die Kategorie "man hasst es oder liebt es".

Gibt es hier im Forum noch anderen Contax G Nutzer? Kann mir jemand etwas zum 35/2 sagen? Ich lese immer nur, dass es wohl schwächer als das 45/2 sei, nur das will irgendwie nicht viel heissen, da es nur ganz wenige Objektive geben dürfte auf die das nicht zutrifft.


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RE: Contax G - das verlorene System?

#2 von ebarwick , 28.12.2009 11:32

Eine Bekannte hat die G2 inkl. 28/45/90 Brennweite. Die Aufnahmen unterscheiden sich in keiner Weise von denen ihrer M4. Die G2 ist mein Favorit bei den Nicht-Spiegelreflexen, als Immer-dabei mit AF nicht zu toppen. Stabiles Gehäuse, sehr wertige Verarbeitung und absolut hervorragende Objektive. Die Kombi 21/35/90 wäre meine Ausrüstung, wenn ich denn eine Nicht-Spiegelreflex anschaffen würde.

Vielleicht ist es deswegen so still um das System, weil die Kenner der Materie die Gebrauchtpreise nicht unnötig hochtreiben wollen...

Grüße
Erhard


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