Hallo allerseits
Ich habe die letzten 14 Tage in Costa Rica verbracht und wollte mal von den fotografischen Erlebnissen berichten. Die zwei Wochen waren viel zu kurz, aber sehr schön. Zum foten hatte ich eine Dynax 9 und 5 als Reserve dabei. An Objektiven das 4/70-210, 2,8/20, 2,8/28-70 und das 200er Macro. Als Blitz habe ich einen 5400xi, dabei gehabt, goldene Folie aus dem Bastelladen als Reflektor und eine Mülltüte zum darauf rumlümmeln. Die Filme waren gemischt, Negativ und Dia von 50-800 ASA. Stativ von Manfrotto (55) mit Olivers Kugelkopf (Vielen Dank für die Leihgabe! und einem Novoflex Mini-Connect.
Als Behälter der Utensilien hat sich ein Rucksack von Gepe bewährt, der dem Lowepro Minitrekker ähnelt, aber einen Verschluss hat, der es ermöglicht, die Kamera von oben zu entnehmen. Außerdem hat der Behälter das Aussehen eines Wanderrucksacks und täuscht interessierte Langfinger über den wahren Inhalt. Leider sind diese in Costa Rica nicht ungewöhnlich, sogar Einheimische warnen vor Überfällen. Auch in den Hotelzimmern sollte man Wertgegenstände nicht zurücklassen. So wurden die 9 Kilo mein ständiger Begleiter.
Der erste Besuch galt den Vulkan Poas, eine gut ausgebaute Rennstrecke. Wie so oft, lag der Kratersee im Nebel, also war nichts mit tollem Foto. Da der Vulkan vollkommen überlaufen war, empfehle ich keinen Besuch des Ortes. Zum Ausgleich konnte ich im Hotelgarten mit Kamera und Stativ bewaffnet ein paar hübsche Blümchen ablichten.
Dann ging es über die Carrera Panamericana zu den Nebel- und Regenwald nach Monteverde. Die Panamericana an sich mit den amerikanischen Trucks war schon recht beeindruckend. In Monteverde selbst wechselten sich 35°C und Regen ab. Es flog das Stativ aus der Ausrüstung, denn ich benötigte die Halterung für Wasserflaschen. Auch wenn vielen von Euch diese Maßnahme unverständlich erscheint, aber es sollte ein Wanderurlaub werden. Da ist mir Wasser lieber... Ich habe einige Landschafts- und Nahaufnahmen machen können, aber es ist sehr schwierig diese Stimmung im Wald zu fotografieren. Im Sucher sah alles wieder sehr banal und ausdruckslos aus, und dann ohne Ton. Hier habe ich gemerkt, wie schwierig es ist Stimmungen per Foto zu transportieren. Ein Problem, dass mir vorher nicht so bewusst war und mich leider den ganzen Urlaub verfolgt hat. Da hilft keine Abhandlung über Bildaufbau weiter, da nützt das beste Equipment nichts.
Viele Touristen haben der Vogelbeobachtung gefrönt, das nun nicht mein Ding ist. Aber für Interessierte ist jeder National-Park in Costa Rica ein Eldorado. Schmetterlinge und Libellen waren verhältnismäßig selten.
Unsere nächste Station war im Norden an der Grenze zu Nicaragua. Voll das Gegenteil zu Monteverde: Trockensteppe soweit das Auge reicht. Die Wälder hier wurden zu Gunsten der Viehzucht abgeholzt, die verbliebenen wurden zu deren Schutz zum Nationalpark erklärt. Hier hatten wir unsere Begegnung mit Brüllaffen, Spinnenaffen und noch einen dritten mir unbekannten Typ. Da es hier noch heißer war, habe ich statt der 9 die 5 eingepackt und das Macro bei den Wanderungen weggelassen ( noch mehr Platz für Wasser). Hier hat das 70-210 gute Dienste geleistet. Furchtbar fand ich den Autofokus der 5: Ungeübt im Umgang mit den Sensoren, stellte die Kamera bei den Affenbildern immer auf das nächst gelegene Blattwerk scharf, aber nicht auf den Affen. Ach, was habe ich den ‚primitiven’ 3-Felder AF der 9 vermisst. Ein Schnappschuss mit der 5 war nicht möglich. Da muss ich noch mal die Bedienungsanleitung studierenJ.
Auf dem Weg zur nächsten Station, der noch aktive Vulkan Arenal, trafen wir am Straßenrand bettelnde (! Ameisenbären und in den passierten Dörfern hätte ich gerne Bilder über das Leben der Ticos gemacht, aber es ist immer Eile geboten, denn es gibt kaum Hinweisschilder auf den Strassen und häufig findet man die Unterkunft erst im dritten oder vierten Anlauf. Für 200 KM sind immer 5-6 Stunden Fahrzeit zu kalkulieren. Der Vulkan selbst war im Nebel, so saßen wir auf der Veranda im Schaukelstuhl und hörten nur sein Grollen und sahen vereinzelte Lamaklumpen glühend den Berg herunterrollen. Wie Enttäuschend. Aber am letzen Abend klarte es auf und nun konnte ich Bilder machen. Nicht spektakulär, aber immerhin.
Auf der Fahrt zu nächsten Station (ein Hochtal, in dem Kaffee angebaut wird) konnte ich noch Bilder von den vorösterlichen Umzügen in den Dörfern machen und hatte Gelegenheit, die Einheimischen zu fotografieren, die das sehr bereitwillig über sich ergehen ließen. Am neuen Zielort wollte ich auf einen höher empfindlichen Film wechseln um ein Tier ablichten zu können und das geschah das Malheur: Ich habe vergessen den Rückspulknopf zu drücken! Vulkanbilder, Gründonnerstagumzüge... alles dahin. Leider haben mich bewegliche Motive zweimal zu diesem Fehler verleitet. Kennt jemand einen Trick oder irgendwas, was an einen belichteten Film in der Kamera erinnert, b e v o r man die Rückwand öffnet? Allein beim Schreiben dieser Zeilen werde ich wieder wütend auf mich selbst.
Wir besuchten auch eine ökologisch betriebene Kaffeeplantage (http://www.christinacoffee.com). Die Pflanzen waren abgeerntet nicht mehr so fotogen, aber ich habe einige Bilder über die verschiedenen Prozesse der Bohnenbearbeitung machen können. Eine sehr aufwändige Sache, die den Bauern nicht viel einbringt: Die Weltmarktpreise sind bekanntlich niedrig und die Gewinne beleiben bei den Zwischenhändlern. Übrigens ist Deutschland der viertgrößte Kaffeeexporteur der Welt!
Zum Schluss ging es an die südliche Karibikküste. Hier haben wir mitten im Urwald in (sehr luxuriösen) Zelten gelebt. Die Regenzeit kündigte sich an: Es prasselte die ganze Nacht auf das Zelt. Für den Morgen war unsere erste geführte Tour durch einen kleinen Naturpark geplant. Der Regen hörte auf, also Rucksack geschultert und los. Am Park kam dann eine richtig tropischer Schauer nieder, der durch alle Ritzen lief. Leider hatte der Rucksack keinen Regenschutz: Das Wasser lief hinein und sammelte sich am Boden. Zu meiner Erleichterung hat das der 9 nicht geschadet. Einfach super zuverlässig diese Kamera. Im Zelt habe ich die Sachen zum trocknen ausgepackt, aber bei der Luftfeuchte war daran nicht zu denken. Dabei stellte ich fest, das sich von meinem 2,8 28-70 die Farbe löste! Einfach so. Mal sehen was der Minolta Service dazu sagt. In einem zweiten Anlauf durften wir nocheinmal in den Park und ich konnte rote Giftrösche finden. Die Frösche sind winzig ( ca. 3 –4 cm) und quirlig. Beide Eigenschaften machen das foten nicht leicht. Bei einer (trockenen) Abschlusswanderung kamen mir wieder Affen und ein Faultier vor die Linse. So ein Faultier hat die Ruhe weg. Beneidenswert.
Mein fotografisches Fazit:
Ich bin gespannt, welche Bilder was geworden sind. Diese Spannung gehört für mich dazu. Wenn was Gutes dabei ist, werde ich es mal was hochladen. Die Fotoausrüstung, die ich mit hatte, würde ich wieder so wählen. Allerdings würde ich sie um eine kleine Sucherkamera ergänzen, die schnelles und unauffälliges foten zulässt. Das erstere um einen Moment besser einzufangen: Bis die Spiegelreflex ausgepackt ist, kommt die nächste Wolke und die Stimmung ist vorüber. Außerdem schont es die Geduld meiner Begleitung. Das zweite um auch in Gegenden Bilder machen zu können, in denen ich aus Sicherheitsgründen meine SLR nicht ausgepackt habe. So eine kleine M mit einem 35 und 90 mm Objektiv wäre was feines, aber für nicht bezahlbar.
Costa Rica ist für seine Natur bekannt. Prächtige Blüten, Schmetterlinge und so weiter. Aber tolle Bilder davon gibt es genug. Ich war aber von den Menschen und ihrer Lebensweise ebenso, wenn nicht noch mehr beeindruckt. Den Sinn für eine spezielle Situation zu haben und diese Atmosphäre in Bildern zu transportieren: Das würde ich gerne beherrschen können. Bei meiner nächsten Reise in ein Land mit einer anderen Kultur werde ich mich auf diese (Stimmungs-)Bilder konzentrieren und Nah- bzw. Macrofotos als sekundäres Feld betrachten. Auch wenn ich gerade ein 200er Makro erworben habe.
Falls Jemand nähere Infos zu Reisen nach und in Costa Rica haben möchte: Einfach fragen. Ich kann das Land nur wärmstens empfehlen.
Matthias