ZITAT(ebarwick @ 2009-03-28, 10:22) Stimmt, ich vergesse immer, dass es auch mal eine 7000 ohne i gab. Als ich die 7000 AF bei Foto-Oehling das erste Mal in den Händen hatte, hab ich danach dankbar meine XD-7 wieder in die Hand genommen.
War für mich damals eine lange "Durststrecke" - nach der XD-7 bis zur 7000i hatte Minolta für mich absolut keine attraktive Kamera im Programm.[/quote]
Das war bei mir etwas anders. ;-) Eigentlich war die Minolta 9000 AF die erste (und lange Zeit auch letzte) Kamera von Minolta, die mich wirklich auf Anhieb überzeugte und dies bis heute tut.
Die Minolta XD-7 und auch die Minolta X-700 fand ich damals auch ganz gut, aber es fehlten halt immer irgendwelche Funktionen. Wenn etwas technisch einfach nicht sinnvoll im Rahmen eines grundsätzlichen Konzepts und Kostenrahmens realisierbar ist, dann ist das eben so, aber wenn kleine Funktionen weggelassen werden oder die Kamera einem in bestimmten Situationen eher "im Weg" ist als zu unterstützen, und diese Dinge mit minimal mehr Nachdenken oder Einsatz leicht zu realisieren gewesen wären, dann ärgert mich sowas auf der Suche nach der kanonischen Form einer Kamera immer sehr und wertet das ganze Produkt in meinen Augen stark ab - eine verpaßte Gelegenheit mehr, etwas wirklich "Rundes" auf den Markt zu bringen. Bei den Nikon-Gehäusen sah es übrigens ähnlich aus, auch da fehlten mir immer wieder irgendwelche Funktionen. Am Besten gefielen mir damals noch verschiedene Kameras von Pentax (insbesondere die Pentax LX als - damals schon - Klassiker und die Pentax super A als durchdachte moderne Kamera).
Als dann die Minolta 7000 AF eingeführt wurde, überzeugte mich zwar nicht die Kamera, wohl aber das System. Autofokus war für mich nicht wichtig, ich hatte aber auch nichts dagegen. Aber das Prinzip des Datenaustauschs mit Objektiven, Blitzgeräten und anderen Zubehörteilen fand ich einfach nur folgerichtig und zeitgemäß, auch wenn Minolta das Potential leider nie komplett ausgereizt hat und immer wieder selbst unnötige Inkompatibilitäten geschaffen hat. Damals hoffte ich noch, daß Minolta die fehlenden Objektive im AF-Sortiment (im Vergleich zum vielfach umfangreicheren MF-Sortiment) nach und nach nachreichen würde, was leider nie wirklich passierte.
Die Minolta 7000 AF hat mich, wie gesagt, selbst nie interessiert, vermutlich da sie zu wenig nach Kamera und zu viel nach typischem Elektronik-Gadget der Achtziger Jahre aussah, definitiv aber, weil sie keine Abblendtaste und keine Spotmessung hatte. Eine fest in die Kamera eingebaute Lithium-Batterie mit zehn Jahren Lebensdauer lehnte ich damals (wie heute) ab (damals wußte ich noch nicht, daß diese Backupbatterie bei der 7000 AF relativ leicht von außen zugänglich ist und die Kamera dafür nicht zum Service eingeschickt werden muß, wie es in der Anleitung hieß. Und einen eingebauten Motor wollte ich damals auch noch nicht haben.
Aber schon sehr bald gab es die ersten Gerüchte, daß Minolta da noch ein höheres Modell in Vorbereitung hätte (das in Wahrheit zu diesem Zeitpunkt schon fertig entwickelt, aber eben noch nicht produziert worden war). Als die Minolta 9000 AF dann vorgestellt wurde, wurde sehr schnell klar, daß diese Kamera wirklich rund war und endlich mit allen Funktionen aufwartete, die ich von einer Spiegelreflexkamera erwartete, so daß man nicht immer auf irgendwelche Funktionen verzichten mußte. (Es fehlten eigentlich nur Wechselsucher, Spiegelvorauslösung, Anschluß für mechanische Drahtauslöser, T-BULB-Modus, Dauerlichtmessung während der Belichtung und zwei Funktionen, die damals allerdings noch Zukunftsmusik waren, Synchronisation auf den zweiten Verschlußvorhang und Kurzzeitblitzsynchronisation.) Die wahre konzeptionelle Reife der 9000 AF, die sie in meinen Augen bis heute herstellerübergreifend zu einer der wenigen Ausnahmekameras und Klassiker macht (auch wenn die Kamera leider auch einige konstruktive Schwachstellen wie das ungeschützte Pentaprisma hat, von den inzwischen sichtbaren Altersschwächen nicht zu reden), zeigte sich jedoch mehr in den Implementierungsdetails und wurde mir erst im Laufe der Jahre bewußt, u.a. dadurch, daß Minolta es bei späteren Kameras anders löste und damit unnötigerweise eine optimale Detaillösung nach der anderen wieder über Bord warf. Man entwickelt sich halt weiter, probiert aus und stellt dann fest, ob die Kamera einen bei den eigenen fotografischen Versuchen unterstützt oder sich in den Weg stellt. Die 9000 AF hat sich mir selbst bei manch abenteuerlichen Experimenten abseits der ausgetretenen Pfade noch nie in den Weg gestellt, wohingegen manches davon mit z.B. der Dynax 9 einfach nicht umsetzbar wäre (was ärgerlich ist, da es in den meisten Fällen keinen Grund dafür gibt). Ganz schlimm in dieser Hinsicht die Dynax 9xi, bei der meiner Ansicht nach eigentlich nur sehr wenige Dinge gut gemacht wurden.
Gerade bei der Minolta Dynax 7000i, die Dich, wie Du schreibst, überzeugt hat, fühlte ich mich von Minolta komplett vor den Kopf gestoßen. Das war nun überhaupt nicht die Marschrichtung, die ich mir wünschte - in meinen Augen völlig unförmig mit diesem protzigen "Monitor"-Display oben und einem unnötigerweise inkompatiblen Blitzschuh, aber dafür vielen Funktionsdefiziten im Detail - eine Fortentwicklung der "Plastikbomberlinie", die mit der 7000 AF begann und leider während der kommenden Jahre mit den i-, xi- und si-Serien überhaupt kein Ende mehr fand, so daß ich - komplett von Minolta enttäuscht - zwar weiter mit der 9000 AF arbeitete, dem Hersteller aber "emotional" eigentlich längst den Rücken gekehrt hatte und nicht mehr damit rechnete, daß da jemals nochmal irgendwas Substantielles aus dieser Richtung käme. Hätte ich damals (1988 - 1998) eine neue Kamera benötigt und keine 9000er mehr bekommen, hätte ich wohl eine Nikon F4 gekauft, obwohl mir auch an dieser Kamera nicht alles gefällt. Erst als ich im Herbst 1998 durch Zufall in einem Fotoladen einen Flyer der noch nicht im Handel erhältlichen, aber gerade auf der photokina vorgestellten Minolta Dynax 9 bemerkte, ging für mich diesbezüglich wieder die Sonne auf. Die Dynax 9 läßt zwar auch einige Funktionen der Minolta 9000 AF vermissen (s.o.), kann dafür aber wenigstens mit anderen Werten aufwarten, die ihr zu einer eigenen "Daseinsberechtigung" verhelfen - enorme Stabilität und Kraft, gepaart mit einem klassischen Benutzerinterface, einer tollen Ergonomie und das alles bei sehr hoher Funktionalität. Aber alles, was bei Minolta kameratechnisch zwischen der 9000 AF und der Dynax 9 kam - na gut, die Dynax 600si Classic vielleicht noch ausgenommen -, war aus meiner Sicht ein großer Irrweg, der letztlich einen signifikanten Anteil am Untergang unserer Marke gehabt haben dürfte.
Viele Grüße,
Matthias
PS. Siehe auch: http://www.mi-fo.de/forum/index.php?s=&...ost&p=92050