ZITAt (fmerbitz @ 29. 9. 2007, 21.10 h) Jetzt dachte ich, ob man mit den Tele-Festbrennweiten (deren Nahgrenze ja 2 - 2,5 m ist) und Zwischenring (en) vielleicht zum Libellenfotografieren losziehen könnte -- für mein Makro sind sie eigentlich oft zu weit weg. [...] kann mir [jemand] sagen, ob ich mir die Idee aus dem Kopf schlagen sollte?[/quote]
Keineswegs, das ist eine durchaus gute Idee.
Generell erzielt man mit Nicht-Makro-Objektiven im Nah- oder gemäßigten Makrobereich mit Nahlinsen eine bessere Abbildungsleistung als mit Zwischenringen -- erst recht, wenn die Nahlinse achromatisch ist. Doch mittlere bis lange Teleobjektive sind eine Ausnahme. Hier wird es mit Nahlinsen schwierig, und zwar aus drei Gründen: Erstens bräuchte man die Nahlinse in einem riesigen Einschraubdurchmesser, der selten oder gar nicht aufzutreiben ist (und wenn doch, dann zu horrenden Preisen). Zweitens müßte die Nahlinse passend zur langen Brennweite des Basisobjektives eine niedrige Brechkraft haben, in der Regel so zwischen einer viertel und einer halben Dioptrie -- so schwache Nahlinsen sind noch seltener als solche mit genügend großem Durchmesser. Und drittens sind bei langbrennweitigen Objektiven die Anforderungen an die Präzision der Nahlinse, also ihre optische Leistung, ganz besonders hoch, kleine Fehler machen sich stärker leistungsmindernd bemerkbar als mit kurzen und mittleren Objektiven.
Daher ist mit längeren Brennweiten zur Erweiterung des Nahbereiches ein Zwischenring (bzw. eine Kombination aus mehreren Zwischenringen) durchaus zu empfehlen. Aber: je länger die Brennweite des Objektives, desto geringer die Vergrößerungswirkung des Zwischenringes. Genau das ist ja der Grund, warum sich ein Zwischenring bei Teleobjektiven nicht so arg leistungsverschlechternd bemerkbar macht wie bei kurzen/mittleren Objektiven. Das bedeutet aber zugleich, daß man sich mit gemäßigten Abbildungsmaßstäben begnügen sollte. Ein modernes Teleobjektiv erreicht ohne Hilfsmittel an seiner Nahgrenze typischerweise einen maximalen Abbildungsmaßstab von etwa 1:10 bis 1:7. Mit einem Zwischenring (oder mehreren) kann man diesen Maßstab in etwa verdoppeln, also auf 1:5 bis 1:3 kommen. Viel weiter sollte man es nicht treiben, sonst droht ein spürbarer Leistungsabfall ... von der Länge der erforderlichen Zwischenringe und deren Handhabungsproblemen ganz zu schweigen. Ist am Objektiv die Entfernung auf unendlich eingestellt, so ergibt sich mit Zwischenring ein Abbildungsmaßstab, der sich aus Länge des Zwischenringes geteilt durch Brennweite errechnet. Wird der Entfernungseinstellring des Objektives auf eine kürzere Entfernung gestellt, so ergibt sich ein etwas größerer Abbildungsmaßstab, dessen genauer Wert von der Länge des Zwischenringes, der Brennweite, der Entfernungseinstellung und der Bauart des Objektives abhängt.
Eine ernstzunehmende Alternative zum Zwischenring ist der Telekonverter. Er vergrößert den maximalen Abbildungsmaßstab gerade um seinen Verlängerungsfaktor, und das (im Gegensatz zum Zwischenring) bei gleichbleibendem Arbeitsabstand. Man kann bei Bedarf auch Telekonverter und Zwischenring kombinieren -- das verringert die Leistung zwar, aber für bildmäßige Anwendungen reicht's gewöhnlich noch aus. In diesem Falle kommt der Konverter stets direkt an die Kamera und der Zwischenring/die Zwischenringe zwischen Konverter und Objektiv. Muß unbedingt ein größerer Abbildungsmaßstab bei großem Arbeitsabstand erzielt werden, so ist die Kombination aus (nicht allzu langem) Zwischenring und Telekonverter einem langen Zwischenring ohne Konverter vorzuziehen.
-- Olaf
Politische Korrektheit und Vernunft sind nicht miteinander vereinbar, Am-Stock-Gehen ist eine Sportart, und Minolta baut keine Kameras mehr.