Entwicklung Schwarz Weiß
1. Einleitung
Mit diesem mehr oder minder kurzen Tutorial möchte ich Einsteigern den "ersten Versuch" in der schwarz/weiß Entwicklung erleichtern. Ich habe dazu kurz zusammengefasst was alles benötigt wird, welche Rahmenbedingungen nützlich sind und was zu beachten ist.
Zusätzlich habe ich hier 3 Rezepte zur Entwicklung mit reingebracht, die zur Nachahmung gedacht sind und ein Gefühl für die Materie vermitteln sollen.
Im Großen und Ganzen ist, gerade bei schwarz/weiß Filmen, die Entwicklung keine Zauberei. Jeder halbwegs geschickte Fotograf sollte spätestens beim zweiten Versuch Ergebnisse erhalten die der der Großlabore entsprechen und ab dem fünften werden die Ergebnisse definitiv besser. Bei einigen Fotografen soll es dazu geführt haben das sie nur noch schwarz/weiß fotografieren :-)
2. Vorraussetzungen
Also, als erstes sollte sich jeder bewusst werden was er hier macht. Er hantiert mit Chemikalien, die bei oralem Genuss, der Gesundheit nicht unbedingt förderlich sind. Selbst auf der Haut sind sie nicht unbedingt angenehm. Also, von vorn herein eine Bekleidung wählen die den Umständen entspricht und bei Bedarf Handschuhe.
Jetzt benötigen wir noch einen Raum mit fließend Wasser der normal temperiert ist. Für die Filmentwicklung ist es nicht zwingend notwendig, dass sich der Raum komplett verdunkeln lässt. Das ist nur bei der Ausbelichtung erforderlich. Nun sind nur noch ein paar Utensilien von Nöten die ich im folgenden mal benenne und da, wo es erwähnenswert ist, etwas dazu schreibe:
Ich erwähne hier noch, dass es sich bei dem Equipment um das handelt, dass ich verwende. Also jeder kann da seine eigene Auswahl treffen und dazu fügen was er für richtig hält (oder eben auch etwas weglassen).
Ich habe bis jetzt nur die reine Filmentwicklung aufgeführt. Die Ausbelichtung auf Papier erfolgt, sobald ich mir über eine Darstellungslösung im klaren bin.
2.1. Filmentwicklung
Die nötige Hardware:
--> 2 Laborschalen (möglichst hoch, mit hohem Fassungsvermögen - meine sind ungefähr 30x30cm - )
--> 4 verschließbare Glasgefässe, für die Chemikalien
--> 2 Trichter, zum umfüllen
--> 2 Messbecher, zum genauen abmessen der Chemikalien
--> 1 oder 2 Thermometer, zum kontrollieren der Temperatur
Eigentlich ist nur eines notwendig, um aber zu verhindern, dass Entwickler und Fixierer in Kontakt miteinander kommen, verwende ich zwei davon. Einzige Vorraussetzung ist, dass die Thermometer funktionieren, sprich 20°C sind 20°C.
--> 1 Filmrausholer
--> 1 Entwicklungsdose
Zu dieser schreibe ich mal ein wenig mehr:
Entwicklungsdosen gibt es viele. Es gibt große, kleine, teure und auch billige. Ich hatte am Anfang mal eine A+P Dose, weil ich nur testen wollte und sie schön billig war. Resultat war, dass der Film Knicke hatte und ich mich sehr gequält habe beim einfädeln und am Ende sehr ärgerlich war.
Ich habe dann einem Bekannten mein Leid geklagt und der gab mir dann den Tipp zu der Dose die ich immer noch verwende. Ich verwende einen Jobo Tank und zwar den Multitank 1520. Damit lassen sich zwei 35mm Filme, oder ein 120mm Film auf einmal entwickeln. Er ist nicht gerade der preiswerteste, aber dafür Einer der am besten zu handhabende. Ich kann ihn nur empfehlen!
--> 1 Schere
--> 1 oder zwei Lappen, Haushaltstuch tut es auch
--> 1 Abstreifzange
--> 2 oder 4 Klammern (immer zwei für einen Film, eine oben und eine unten mit Gewicht)
--> 1 Wechselsack
Dieser ist, zumindest in der Filmentwicklung, ein erstklassiger Ersatz für eine Dunkelkammer. Er lässt sich leicht transportieren und ermöglicht das Einspulen der Filme in die Spiralen und das verschliessen des Tanks. Sobald der zu ist, kann es im Hellen weiter gehen. Für IR-Fotografen ist das Utensil zwingend erforderlich, da IR-Filme nur in absoluter Dunkelheit verarbeitet werden dürfen (das gilt auch für das Wechseln der Filme).
--> 1 genau gehende Uhr, mit angezeigten Sekunden
--> die Chemikalien
Was das im einzelnen beinhaltet, dazu später mehr.
Und zu guter Letzt,
--> einen Satz Filmhüllen, zum archivieren der Negative.
2.2. Papierentwicklung
Wie gesagt der Punkt folgt, sobald ich mir eine Darstellungslösung überlegt habe und vor allem wenn der Zeitrahmen passt.
3. Die Theorie der Filmentwicklung
Ich halte das mal knapp was an Theorie wissenswert ist. Wenn Bedarf besteht, weite ich das gerne aus.
Die Grundkomponenten die zur Negativ-Entwicklung notwendig sind, sind grundsätzlich nur zwei, eine Lauge zum entwickeln und eine Säure zum fixieren. Mehr ist es nicht.
Oder vielleicht doch noch ein wenig mehr, da der Fixierer recht teuer ist, streuen wir zwischen Entwicklungsbad und Fixierbad noch das Stoppbad. Damit der Film nach schön sauber trocknet verwende wir zusätzlich noch ein Netzmittel und für die lange Haltbarkeit einen Härter.
Das ist aber alles nicht so zwingend nötig. Dazu später mehr. Hier nur noch kurz die Erklärungen zu den einzelnen Komponenten.
3.1. Der Entwickler
Der Entwickler ist die erste Chemikalie mit der unser Film nach dem Belichten in Berührung kommt. Er löst alle die Bestandteile aus dem Film, die nicht belichtet wurden, die dann auf dem Film weiß sind und auf dem ausbelichteten Bild schwarz. Rein chemisch handelt es sich dabei um eine Lauge, die es in verschiedenen Zusammensetzungen, von verschiedenen Herstellern, gibt. Welche Typen gut und empfehlenswert sind, dazu mehr in den Rezepten, dies ist nämlich stark von den verwandten Filmen und Restkomponenten abhängig.
3.2. Das Stoppbad
Beim Stoppbad handelt es sich um eine abgeschwächte Form des Fixierers, also um eine leichte Säure. Es wird eingesetzt um die Lebensdauer des Fixierers zu erhöhen, da, wie aus dem Chemieunterricht bekannt, sich Laugen und Säuren gegenseitig neutralisieren. Also, ich verwende es reineweg aus Kostenersparnis...
3.3. Der Fixierer
Die zweite wichtige Komponente. Mit ihr wird der Entwicklungsvorgang neutralisiert und beendet. Es handelt sich dabei um eine etwas stärkere Säure.
3.4. Das Netzmittel/der Härter
Hier zu nur ein paar Worte. Das Netzmittel dient zum schnelleren und rückstandsfreien abtrocknen der Filme. Es ist besonders empfehlenswert wenn kein staubfreier Raum oder Trockenkammer zur Verfügung steht. Der Härter ist zur Versiegelung des Filmes gedacht, durch ihn wird die Langlebigkeit erhöht.
Ein Netzmittel verwende ich gerne wenn ich unterwegs bin und es schnell gehen muss. Zu Hause habe ich mir eine Trockenkammer gebaut, da benötige ich ihn nicht. Einen Härter verwende ich schon lange nicht mehr, die modernen Filme sind so robust das der Einsatz nicht mehr Not tut, früher sah das ganz anders aus.
Diese Grundlagen gelten grundsätzlich für Film- und Papierentwicklung, ein paar kleinere Unterschiede gibt es schon noch, aber grundsätzlich ist der Vorgang derselbe.
Nun aber zum praktischen Teil :-).
4. Die praktische Entwicklung
4.1. Filmentwicklung
Das Ganze habe ich hier einmal Schritt für Schritt abgearbeitet, damit es hoffentlich plausibel ist :-)
Als ersten Schritt suchst man sich alles zusammen was man benötigst. Ich gehe dabei im Normalfall in zwei Schritten vor.
Erst die Sachen die ich für das Vorbereiten der Dose benötige. Nach dem ich dann die Dose (n) vorbereitet habe baue ich den Rest, für die eigentlich Entwicklung notwendige, Equipment auf.
So werde ich auch hier vorgehen.
Also brauchen wir jetzt alles was zu Vorbereitung der Dose notwendig ist:
--> den Wechselsack
--> die Entwicklungsdose mit Zubehör
-->eine Schere
--> den Filmrausholer
Den ganzen Ablauf des Einfädelns kann ich nur empfehlen einmal im "trockenen" zu üben. Erst im Hellen und dann im Wechselsack. Ich garantiere, es schont die Nerven.
Also, erster Schritt, zuerst schneidest du die vorderen Enden des Films leicht rund, vor allem die Kanten, dadurch "rutscht" der Film besser durch die Spule. Sollte das vordere Filmende noch nicht aus der Dose schauen, kommt jetzt der "Filmrausholer" zum Einsatz, ich habe einen aus Metall von Brenner, funktioniert prima :-).
Hier sind die Besitzer moderner Kameras (z.B. der Dynax 7) klar im Vorteil, denn dort lässt sich in den Custom-Funktionen klar festlegen ob der Film in die Dose soll oder nicht.
Das ganze lässt sich noch sehr gut im Tageslicht bewerkstelligen. Jetzt aber der letzte Schritt im Licht.
Die Spitze des Films in die Spule einfädeln, am besten mit einem Gummi fixieren und ab mit der Kombi in den Wechselsack.
Mit in den Sack sollten auf jeden Fall die Dose mit allem was dazu gehört, die Spule mit den Filmen und ich nehme noch einen kleinen "Spreizer" mit, der sorgt dafür, dass der Sack nicht immer überall dazwischen hängt..
Aber nun zu den Sack und mit den Händen von der Seite aus rein. Die Arbeit im Sack ist jetzt eigentlich ganz leicht, den Film (die Filme) auf die Spule wickeln und dann die Dose lichtdicht zusammensetzen.
Na ja, ist vielleicht doch nicht ganz so leicht, ich garantiere, dasd es am Anfang der schwierigste Teil der Übung sein wird. Mit ein wenig Übung (im Hellen, mit einem Testfilm! hat man das aber ganz gut im Griff.
Ich gehe mal davon aus, dass die Hürde "Dosen-Vorbereitung" jetzt in der Kiste ist und wir mit dem eigentlichen Entwickeln anfangen können.
Also kommen wir zum chemischen Teil der Operation. Im ersten Schritt suchen wir jetzt auch den Rest des Equipments zusammen (quasi der Rest der oben genannten Dinge) und legen sie griffbereit.
Ich fülle an diesem Punkt die beiden großen Schalen mit temperiertem Wasser, die eine mit der Temperatur des Entwicklers, die andere mit der Temperatur des Fixierers.
Ab diesem Punkt ist ein relativ zügiges Arbeiten von nöten, damit sich die Flüssigkeiten nicht zu stark abkühlen. Die Temperaturen sind hierbei das "A und O". Sie entscheiden über das Ergebnis (große Schale heißt mehr Zeit, da sich das Wasser dann langsamer abkühlt).
Der nächste Schritt ist dann das Vorbereiten der Chemikalien, sprich des Entwicklers, des Stoppbades und des Fixierers. Die entsprechenden Mischungsverhältnisse und Temperaturen kann man dabei den Infoblätter der Hersteller entnehmen. Ein paar detailliertere Infos gibt es aber auch in den Rezepten.
Die mit dem Messbecher vorbereiteten und vortemperierten Flaschen kommen dann in die entsprechenden Entwicklerwannen. Entwickler in die Eine, Stoppbad und Fixierer in die Andere.
Als letzten Vorbereitungsschritt sollte man sich einen kleinen Eimer mit Wasser bereitstellen (10-15l) der eine Temperatur hat, die nicht weiter als 5°C von den Entwicklungsflüssigkeiten abweicht. Wir brauchen das Wasser zum wässern.
In das Wasser zum wässern kannst du (bei Bedarf) auch jetzt das Netzmittel, bzw. den Härter einmischen (nach Datenblatt).
Und jetzt geht es los. Als erstes den Entwickler zügig in die Dose und Uhr an. Die Dose einmal fest (mit dem Boden nach unten! auf den Tisch "stampfen", damit sich die Blasen lösen und dann ab in die Entwickler-Wasser-Wanne, damit der Entwickler in der Dose warm bleibt.
Danach durchlaufen wir den vom Hersteller vorgegebenen Zeitzyklus, Empfehlungen aber auch hier in den Rezepten
Nach Abschluss des Zyklusses gießt du den Entwickler zurück in die Flasche und ersetzt ihn durch das Stoppbad, wieder Zyklus durchlaufen, auch zurück in die Flasche. Als letztes dann den Fixierer in die Dose mit dem altbekannten Spiel, erst Zyklus, dann Flasche.
Zum Abschluss wässern wir den Film, damit er von den Chemikalien befreit wird. Auch hierzu gibt es Angaben der Chemiehersteller und Empfehlungen in den Rezepten.
Nach dem Wässern ist die komplette Entwicklung abgeschlossen, jetzt muss der Film nur noch getrocknet und geschnitten werden. Beim Schneiden achte darauf, wie viele Bilder auf dem Film sind, sind es 37, nicht in Sechsergruppen verschneiden, da bleibt sonst nur ein einzelnes Bild übrig. War doch wirklich nicht so schwer oder?
:-)
Jetzt noch ein paar Kleinigkeiten am Schluss, alle verwandten Chemikalien gehören auf einen Recyclinghof und nicht in die Kanalisation! Also, nichts davon ins Klo, sondern alles schön auffangen und abgeben. Die Umwelt wird es danken!
Wie versprochen gibt es nun auch noch ein paar genauere Ansetzungen und Beschreibungen zu den einzelnen Schritten, sprich, drei Rezepte. Diese stammen von Wilfried (toomuchpix), Ingo (ingobohn) und mir.
Ich empfehle hier allen mein Rezept zuerst zu lesen, da ich dort die Beschreibung sehr ausführlich gemacht habe. Bei Ingo und Wilfried beschränkt sich das aufs Wesentliche...
4.2. Die Papierentwicklung
Die kommt ebenfalls nach dem ich mir Gedanken über die Darstellung gemacht habe und wenn die Zeit reicht.
5. Fazit
Mein Fazit: Ende gut, alles gut. Viele der beschriebenen Sachen hören sich komplizierter an als sie sind. Mit ein wenig Übung und Geduld, ist das alles ohne Probleme zu bewerkstelligen.
Ich hoffe, ich kann damit Einsteigern ein wenig die Angst nehmen und Mut machen, es selbst zu probieren.
Wenn das glückt, dann ist ja gut.