Ich habe zufällig sowohl das BIG/Arsat 1:2,8/35 als auch das PC-Super Angulon und kann daher einige vielleicht nützliche Informationen liefern.
Mechanik:
Zumindest mein Exemplar des BIG/Arsat ist das am schlampigsten montierte Objektiv, dass mir je untergekommen ist. So lässt es sich wegen ungenau gesetzter Bohrlöcher nur mit "Schlagseite" shiften und tilten, das Auflagemaß ist nicht eingehalten, man muss regelmäßig Schrauben nachziehen, die Spiel bekommen haben (z.T. einfache Schlitzschrauben - man sollte eigentlich denken, das gibt es nur bei Antiquitäten), alle 1 - 2 Jahre empfiehlt sich eine Teilzerlegung. Die Rändelschrauben zum Shiften und Tilten sind schwergängig und zu klein für eine bequeme Handhabung.
Das PC-Super Angulon ist Welten von dieser Art Technik entfernt. Nie so recht befreunden konnte ich mich nur mit dem Abblendhebel. Die Bedienung geht aber jedenfalls viel flüssiger von der Hand als beim BIG/Arsat.
Beide Objektive sind etwa gleich groß und schwer. Bei dem viel aufwendiger konstruierten PC-Super Angulon ist der Preis dafür allerdings eine extrem weit vorn sitzende Frontlinse, die entsprechend gefährdet und streulichtanfällig ist. Ein Filter ist also kaum entbehrlich und sollte höchstens zur Aufnahme abgenommen werden, und eine Sonnenblende ist dringend zu empfehlen. Normale Aufsätze für das 67-mm-Gewinde würden allerdings vignettieren. Schneider bietet unter B+W eine Sonnenblende mit einlegbaren Filterscheiben und geeignete Spezialfilter an. Aus Kostengründen verwende ich allerdings einen innen etwas aufgedrehten 67/82mm Adapter als Aufsatzträger.
Optik:
Das BIG/Arsat tendiert bei den Abbildungseigeschaften in Richtung eines MF-Objektivs. Die Auflösung im Zentrum ist mittelmäßig, fällt aber zunächst nur wenig ab. In Randnähe ist sie dann allerdings miserabel. Schon vor Ausnutzen des vollen Shiftweges gerät man in diesen Bereich und bekommt außerdem eine kräftige Vignettierung. Durch Abblenden lässt sich die Auflösung deutlich verbessern, im Randbereich ist allerdings Hopfen und Malz verloren. Die Ergebnisse beim Tilten hängen stark von der Art des Motivs und gegebenenfalls dem Zufall ab - das Sucherbild ist oft einfach zu klein für eine angemessene Beurteilung der Ergebnisse. Das Objektiv liefert eine gut erkennbare tonnenförmige Verzeichnung. Hauptmangel ist ein ausgeprägter Gelbstich.
Vielleicht etwas überraschend: die neutrale Farbwiedergabe ist für mich eigentlich der Hauptvorteil des Schneider-Objektivs gegenüber dem BIG/Arsat. Ansonsten bin ich mit den optischen Eigenschaften nicht ganz zufrieden - vielleicht habe ich ja aber auch ein Montags-Exemplar erwischt, außerdem stammt es vom Anfang der 90er Jahre, und vielleicht hat sich inzwischen einiges an der Konstruktion verändert. Punktuell löst das Objektiv gut auf - auch schon aufgeblendet, es hat aber merkwürdigerweise für ein 28-mm-Objektiv eine sehr geringe Schärfentiefe. Bei Aufnahmen auf geringe Distanz hat man also die Qual der Wahl, was man denn nun unscharf lassen soll. Bei der Art von Bildern, die ich überwiegend mache, macht Unschärfe als Gestaltungsmittel allerdings wenig Sinn. Also blende ich meist stark ab. Die Verzeichnung ist relativ gering, aber immer noch erkennbar und leider wellenförmig.
Zum BIG/Arsat vielleicht noch folgende Anmerkung: nach dem Erwerb bei Brenner habe ich eine Liste mit Mängeln des eben erhaltenen Exemplars (ich habe hier nicht alles angeführt, was mir missfallen hat) an diese Firma geschickt. Die lapidare Antwort lautete so ungefähr, was ich bemängelt hatte, sei bei ihrer Lagerware normal. Ich habe das Objektiv damals mangels Alternativen behalten, merkwürdigerweise aber nie wieder etwas bei Brenner bestellt ...
Fazit: Für Freunde der Handarbeit mit viel Zeit und wenig Geld, die bereit sind, ihre Bilder nachzubearbeiten, ist das BIG/Arsat durchaus in Erwägung zu ziehen, da Farbstich und Verzeichnung relativ einfach zu entfernen sind. Für Dias ist es nicht zu empfehlen. Bei der Bildqualität liegen die beiden Objektive jedenfalls nicht so weit auseinander wie beim Preis. Wegen der unterschiedlichen Brennweite kann man sie aber auch kaum als direkte Konkurrenten ansehen.