Neulich kam ich zufällig in Frankfurt/M durch die Moselstraße. Zum Glück war Ziel meines Fotowalks nur ein ganz bestimmter Wolkenkratzer. Sonst hätte ich vielleicht den Übermut entwickelt, das überaus traurige Szenario dieser Straße aufzunehmen, das wirklich aussieht wie das Zentrum eines Armen-Ghettos, wie man es in der reichen, angeblich "lebenswertesten Stadt Deutschlands" niemals erwarten würde. Des "Rechtes am eigenen Bild" wohlbewusst habe ich in der ganzen Straße die Kamera garnicht erst in die Hand genommen. Denn wenn ein Anwalt von deiner Anwalts-Homepage sich des Falles annähme, ginge es vielleicht glimpflich aus, aber das "Recht am eigenen Bild" ist meist denjenigen Leuten wohlbekannt, von denen Du es niemals erwarten würdest, darunter auch Leute, die zur Selbstjustiz greifen und dir Gewalt androhen, und wenn du nicht gescheit reagierst, diese wohl auch ungehemmt ausüben würden. Also gib Obacht, Street Photography ist eigentlich nur noch bei Sehenswürdigkeiten möglich, wenn dir jemand zufällig ins Bild läuft- Wenn erkennbar ist, dass du nicht gezielt die Person, sondern die Sehenswürdigkeit fotografiert hast, ist das Bild evtl. verwendbar. Eine weitere Ausnahme sind "zeitgeschichtliche Ereignisse", zum Beispiel eine Fridays For Future-Demo an einem weltweiten Aktionstag wie heute. Aber versuch mal, eine anarchokommunistische Demo zu fotografieren. Lieber nicht, rat ich dir, nicht mal von hinten. Die haben ihren eigenen Fotografen, und auf den Bildern sind dann nur Gespenster zu sehen. so als sollten deren Demos garnicht ernst genommen werden.
Bleiben die Skater-Hotspots, wenn Du die Leute da vorher fragst, turnen sie dir womöglich gerne ihre Kunststückchen vor. Aber auf keinen Fall, wenn derjenige schon außer Puste ist, in Gefahr bringen soll er sich nicht für dein Foto. Oder wenn eine Kapelle zum Volksfest spielt, freuen die sich, wenn jemand noch mit seinen Fotos letzlich Werbung macht für ihre althergebrachte Form der musikalischen Unterhaltung. Aber schon beim Straßenmusiker kannst Du nicht sicher sein, ob eine Euro-Münze demonstrativ in seinen Hut geworfen reicht, oder ob er nicht so seine Vorstellung von einem "Tarif" für einen Schnappschuss hat.