Bislang galt für mich immer: Spiegel-Optiken interessieren mich nicht - punkt.
Das Bokeh der Bilder, die ich gesehen hatte, machten mir einfach jegliche Lust auf die zahreichen Minolta-RF-Objektive zu nichte - ganz zu schweigen vom Preis, den man für ein 250er RF zahlen muss. Kurz und gut, ich ignorierte die MF- und AF-Spiegeloptiken komplett. Bis mir ausgerechnet am Tag vor der Abreise zu einem einwöchigen Gebirgs-Fotoworkshop ein bestens erhaltenes MD 500mm RF über den Weg lief, für CHF 60.-- notabene. Da vergass ich dann all meine Vorurteile und erwarb das Ding schnellstens
Auch wenn man eigentlich weiss, dass Spiegellinsen-Objektive klein und leicht sind, ist man dann doch überrascht: Das Minolta 500er RF ist praktisch gleich schwer (600g vs 535 g) wie ein MD 2.8/135mm, und kaum länger (98mm vs 88mm). Wenn man sich das AF 2.8/300 gewöhnt ist, ist sowas schon ein Ansage. Ich packte also besagte Neu-Erwerbung in den Rucksack - und los gings.
Erste Versuch waren frustrierend. Der Fokusring ist zwar leichtgängig, aber auch zu steil übersetzt. Wenn man zur punkt-genauen Fokussierung die A7-Sucherlupe nutzt, zittert das Sucherbild unkontrollierbar, trotz Antishake. Und dies Sucherlupe ist nötig, will man halbwegs präzise fokussieren (man arbeitet ja prinzipiell bei Offenblende).
Hat man einmal einigermassen richtig scharfgestellt, muss man mit grösster Vorsicht den Fokusring loslassen - sonst verstellt sich die Schärfe umgehend wieder...
Luftunruhen und Schlierenbildung sind bei 500mm Brennweite ein grösseres Problem als man denkt. Meine ersten Testaufnahmen mit dem MD 400mm APO waren dermassen "schräg", dass ich das einfach nicht glauben konnte. Später realisierte ich dann - bei voll "gezoomter" Sucherlupe an der A7 II - wie dramatisch die Wirkung von "Luftlinsen" (Luftunruhen) sein kann: Ganze Dächer wölbten sich, wie Trolle kullerten Luftwirbel den gegenüberliegen Hang hinab, und die Regenrinne in 2 km Entfernung hatte Wallungen ohne Ende. Es ist klar, dass unter solchen (durchaus üblichen) Bedingungen weder ein 400 APO noch ein 500 RF wirklich ausgereizt werden können.
Einfacher geht es in der Regel auf kürzere Distanzen. Nähert man sich mit dem 500er einem Wildtier an, so spielen Luftunruhen kaum mehr eine Rolle - für eine formatfüllende Abbildung muss man ja auf 15m an das Tier ran kommen. Umso anspruchsvoller ist die (manuelle) Fokussierung - zumindest anfangs lag ich in >80% der Fälle daneben. Auch hier hilft Übung - also ja nicht vorzeitig aufgeben ...
Ich habe mal einige Bilder aus jener Septemberwoche auf 50% (3000 x 2000 px) verkleinert und werde sie mit einigen Kommentare versehen in den nächsten Beiträgen einstellen.
Gr Steve