ZITAT(flexxer @ 2014-02-26, 17:00) Beispiel die behördliche Weitergabe deiner Daten vom Einwohnermeldeamt an Adressbuchverlage und weitere die im Stillen läuft bis du hingest und eine Übermittlungssperre dir einrichten lässt. Da wundert man sich über persönlich adressierte Parteienwerbung und weiß nicht woher die deine Adresse haben,...[/quote]
Das ist jetzt ziemlich off-topic, aber das geht sogar noch weiter. Selbst wenn Du der Weitergabe Deiner Daten bei der Anmeldung in Deinem Einwohnermeldeamt explizit widersprochen hast (das Kreuzchen auf dem Anmeldeformular dürften sowieso die meisten übersehen haben), gibt es eine Möglichkeit, an Deine vollständige Adresse und andere persönliche Daten zu kommen, nämlich, indem Anschriften einfach teilweise "erraten" werden (durch Kombination und Korrelation von jeweils für sich genommen unvollständigen Profildaten, die aus etlichen anderen Quellen gesammelt oder zielgerichtet selektiert werden (siehe Anmerkung 1 unten) - es gibt Dienstanbieter, die sowas im großen Stil machen) und dann den Einwohnermeldeämtern im Rahmen einer einfachen Melderegisterauskunft zur Bestätigung, Korrektur, Aktualisierung oder Vervollständigung vorgelegt werden. Je nachdem, um welche Daten es geht, ist dafür eine kurze Begründung notwendig oder nicht, und je nachdem, wer die Anfrage stellt, bekommt er die Auskunft kostenlos, oder es ist eine geringe Gebühr von ein paar Euro pro Anfrage fällig. Aber prinzipiell kann jeder, auch Dir völlig Fremde, solche Anfragen stellen, und da diese häufig über Dienste von Dritten abgewickelt werden, die solche Anfragen in großem Umfang stellen, geht das auch vollkommen anonym. Die Einwohnermeldeämter prüfen nicht, ob jemand wirklich ein berechtigtes Interesse an den Daten hat und was weiter mit den Daten geschieht. Und sie informieren auch die Betroffenen nicht über die Weitergabe der Daten. Einhalt gebieten kann man diesem Gebaren nur durch expliziten Widerspruch, meines Wissens aber nur, sofern man begründen kann, daß durch die Weitergabe der Daten Gefahr für Leib und Leben entsteht.
Persönlich halte ich die Weitergabe solcher personenspezifischer Daten für datenschutzrechtlich höchst bedenklich, aber bisher gibt es keine Möglichkeit, diesen Machenschaften komplett einen Riegel vorzuschieben, ohne sich dabei selbst außerhalb der Gesellschaft zu stellen (z.B. indem man sich nicht anmeldet). Das Einräumen entsprechender genereller Widerspruchsrechte und die Verlagerung vom "opt-out" zum "opt-in" (sofern überhaupt möglich) wird nur möglich werden, wenn das Bewußtsein in der Bevölkerung dafür steigt, daß persönliche Daten ein sehr wertvolles und schützenswertes Gut sind, mit deren Weitergabe man sehr vorsichtig und sparsam umgehen sollte, selbst dann, wenn man sich persönlich nicht vorstellen kann, wie jemand anderes damit Schindluder treiben kann, und wenn daraus entsprechend großer politischer Druck entsteht, Gesetze und Vorschriften diesbezüglich zu überarbeiten.
Viele Grüße,
Matthias
Anmerkung 1: Z.B. durch Teilnahme an Preisausschreiben und Gewinnspielen, Meinungsumfragen am Telefon, Nutzung von Payback-Systemen und Rabattaktionen, Zahlungen per Kreditkarte statt in bar, Online-Handel, Nutzung von Software aus unbekannten/dubiosen Quellen (z.B. ist die überwiegende Mehrzahl der Apps auf Smartphones davon betroffen, ebenso viele andere, oft kostenlose, aber nicht quelloffene "Pseudo-Tools" für PCs), die unbemerkte Ausführung trojanischer Pferde und anderen Schadcodes auf dem eigenen Rechner durch die Installation von Software oder den Besuch von Webseiten mit falschen Sicherheitseinstellungen, Profildaten in sozialen Netzen, Nutzung vieler kostenloser, aber kommerziell orientierter Dienste im Internet (auch Mail-Dienste und Anbieter von kostenlosem Webspace, ja, auch viele Foren), Mitloggen von Suchanfragen, seitenübergreifendes Tracking im Internet, sowie natürlich detaillierte Nutzungs- und Persönlichkeitsprofile, die Zustellunternehmen (wie Deutsche Post/DHL), Versicherungen, Geldinstitute und Vermittlungsdienste (Jobbörsen, Partnervermittlungen usw.) pflegen und anderen gegen Entgelt anbieten.