ZITAT(01af @ 2008-09-14, 16:47) ZITAT(matthiaspaul @ 14. 9. 2008, 2.08 h) Sony hat sich bei der DSLR-A900 tatsächlich etwas ganz Besonderes einfallen lassen:
Der Spiegel wird nicht einfach mehr nur nach oben geklappt, sondern z. T. "parallel" verschoben.[/quote]
Ich weiß nicht, warum jeder Schreiberling behaupten muß, die Spiegelführung der A900 sei etwas besonderes und werde "nicht einfach nur hochgeklappt". Ich kann's nicht mehr hören!
Die letzten Kleinbild-Spiegelreflexkameras, deren Spiegel einfach wie eine Tür angelenkt war, wurden vor über 40 Jahren gebaut. Bereits die Minolta SR-T 101 von 1966 hatte eine relativ komplexe Geometrie der Spiegelbewegung, bei der der Spiegel zugleich geklappt und angehoben wurde, um die Härte des Spiegelschlages sowie den Platzbedarf für die Schwenkbewegung im Spiegelkasten zu reduzieren. Viele andere Kameramodelle jener Zeit taten es genau so. Das ist im Prinzip also ein uralter Hut.
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Nun, das Prinzip mag ein alter Hut sein, aber trotzdem verhält sich das bei der Sony Alpha DSLR-A900 deutlich anders als bei den früheren Gehäusen:
Bei der Minolta 9000 AF etwa kann man beim Blick in den Spiegelkasten deutlich die Aufhängung des Spiegels sehen. Bewegt man den Spiegel (bei sicherheitshalber ausgeschalteter Kamera! vorsichtig nach oben, so kann man beobachten, wie der hintere Teil des Spiegels deutlich nach oben gehoben wird, während er gleichzeitig weiter nach hinten zu liegen kommt.
Bei der Minolta Dynax 9xi, Dynax 9 und Dynax 7 ist das nicht in diesem Ausmaß zu beobachten, auf den ersten Blick führt der Spiegel hier eine Bewegung aus, so als ob seine etwas nach hinten verlängerte Aufhängung sich einfach nur in einem Scharnier drehen würde.
Bei all diesen Gehäusen kommt der Spiegel in der oberen Anschlagsposition nahezu parallel zum Boden des Spiegelkastens zur Ruhe. Nahezu, weil bei den neueren Gehäusen und insbesondere bei der Dynax 9 der vordere Endanschlag des Spiegels sogar sichtbar höher als der hintere liegt; der Spiegel steht also in der hochgeklappten Position schräg nach vorne! Das ist insofern bemerkenswert, weil es ja auch schon mit früheren Gehäusen keine Abschattungen in Verbindung mit hochlichtstarken Objektiven oder solchen mit besonders großen Hinterlinsen gab, und ein 100%-Sucher wie bei der Dynax 9 zwar eine größere Spiegelfläche erfordert, deren Endposition während der Aufnahme aber völlig unrelevant ist. Möglicherweise hat man hier trotzdem bei den neueren Gehäusen versucht, die lichte Weite im Hinblick auf zukünftige hochlichtstarke Objektive zu vergrößern?
Randbemerkung: Bei dieser Gelegenheit ist mir übrigens noch eine Besonderheit der Dynax 7 aufgefallen: Wenn man den Spiegel vorsichtig hochklappt, sieht man, daß das AF-Modul an der Unterseite des Spiegelkastens zwar wie bei den anderen Gehäusen in den Boden des Spiegelkastens versenkt ist, davor allerdings eine Klappe etliche Millimeter weit in den Spiegelkasten hineinragt. Das ausgeklappte Teil soll Streulicht abweisen. Während einer Aufnahme muß es natürlich nach unten eingeklappt werden. Meine Vermutung geht dahin, daß dies mit dem besonders empfindlichen zentralen AF-Sensor der Dynax 7 zu tun hat, sicher bin ich mir da allerdings nicht. Ob spätere Analog-Gehäuse oder einige der DSLRs ebenfalls diese Klappmechanik besitzen, habe ich noch nicht untersucht (die DSLR-A900 besitzt diese zusätzliche Klappe jedenfalls nicht, die DSLR-A700 vermutlich auch nicht).
Wie auch immer, bei der DSLR-A900 wird der Spiegel im Gegensatz zu den früheren Gehäusen wirklich anders bewegt, er wird nämlich während seiner Aufwärtsbewegung nicht nur etwas nach hinten gezogen: Steht bei der Dynax 9 der Spiegel in der oberen Endposition schräg nach vorne hoch (s.o.), so verhält es sich bei der DSLR-A900 genau anders herum! Der Spiegel steht schräg nach hinten hoch, so daß es trotz SteadyShot-Bildstabilisator und Vollformatsensor nicht zu Randabschattungen bei ausgelenktem Sensor kommen kann. Würde der Spiegel nicht gleichzeitig "parallel" nach oben verschoben, so würde der vordere Teil des Spiegels bei dieser Schrägstellung auch in der Endposition noch etliche Millimeter tief in den Spiegelkasten hineinragen und so den Strahlengang blockieren. (Achtung: Bei der DSLR-A900 läßt sich der Spiegel nicht wie bei den analogen Gehäusen einfach hochklappen! Bitte dafür die BULB-Einstellung oder die Spiegelvorauslösung (SVA/MLU) benutzen. Siehe auch: http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=9554)
Die Sony-Bezeichnung als "parallel link" ist also voll berechtigt, ebenso wie meiner Ansicht nach der Hinweis darauf, daß es sich um eine neuartige Lösung handelt.
Viele Grüße,
Matthias
EDIT: Siehe auch: http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=244746
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=29084
PS. Der Spiegelkasten der Dynax 9 von schräg unten und hinten gesehen: Die schräge schraffierte Fläche ist die Unterseite des Spiegelrahmens in seiner unteren Ruheposition, vorne links in der Abbildung ist die Vertiefung zu sehen, in der das im Boden des Spiegelkastens versenkte AF-Modul sitzt (das allerdings in dieser Explosionszeichung entfernt wurde). Das dritte Bild zeigt den Spiegelkasten einer Dynax 7 genau von der anderen Seite - auf der Abbildung sieht man auch den zusätzlichen Klappmechanismus am Spiegelkastenboden.